SONNTAGSIMPULS

 

Liebe Freunde und Bekannte,

 

an der Schwelle zur neuen Woche hier der Tagesimpuls zum Dreifaltigkeitsfest.

 

Gott ist dreifaltig einer. „Als Priester musst du das ja sagen. Aber glaubst du das auch?“, werde ich oft gefragt. Ich verweise die Fragenden dann gern auf das eigene Leben, wo es ganz selbstverständlich ist, verschiedene Rollen auszufüllen.

 

Ich bin Schüler, Rentner oder stehe im Beruf, habe eine bestimmte Rolle und verhalte mich dementsprechend: da bin ich Chef, Befehlsempfänger, oder geschätzter Kollege;

es ödet mich alles an; ich freue mich auf die Ferien oder genieße den wohlverdienten Ruhe-stand. Daheim, eingebunden in der Familie bin ich anders und doch derselbe.

Ich stehe im Leben in verschiedenen Rollen und sie spannen einen Raum auf, meinen Lebensraum, das was mein Leben ausmacht. Als Mensch kann ich nicht aus meiner Haut.

Sie hält mich und meinen Körper zusammen, bildet meine Einheit als Mensch. Angesichts der vielen Gestaltungsmöglichkeiten und Rollenangebote und -zwänge im Leben läuft mein Leben Gefahr, sich in dieser Vielfalt selbst zu verlieren.

 

Es ist meine tiefe Sehnsucht eins zu sein, bei mir zu sein, ich zu sein.

 

Gott ist dreifaltig einer – Gott Vater und Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. „Ein Gott in drei Personen“ meint nicht etwa drei Götter, sondern drei Rollen, die der eine Gott wesenhaft einnimmt.

Die drei göttlichen Personen bilden bei aller Verschiedenheit zugleich eine Einheit. Dieses „zugleich“ ist nur schwer zu begreifen und noch schwieriger ins Bild zu setzen.

Daher wird der eine Gott oft in „drei Personen“ dargestellt, so auch am Gößweinsteiner Gnadenbild. Dass diese drei Personen eins sind, wird deutlich durch den Schrein aus Gold und Glas, der sie umgibt.

Die Dreieinigkeit spannt somit in ihrer Verschiedenheit und gleichzeitiger Einheit einen Raum auf, einen Lebensraum, einen Raum göttlichen Lebens:

„Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes [des Vaters] und die Gemeinschaft des heiligen Geistes“ (2 Kor 13,13).

 

Doch dieser Lebensraum des dreieinen Gottes ist nicht fern – er ist uns zu gesagt: Dir und Dir und Ihnen und … Paulus sagt ihn der Gemeinde von Korinth und damit auch uns und unserer Gemeinde zu:

„Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes [des Vaters] und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (vgl. 2 Kor 13,13)

Das meint doch: dieser Lebensraum Gottes ist uns heute zugesagt – in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir: Ich stehe in der Gnade, in der Liebe und in der Gemeinschaft des dreifaltig-einen Gottes.

Diese Gnade kann ich mir nicht verdienen, diese Liebe kann ich nicht kaufen, diese Gemeinschaft kann ich nicht machen, sie wird mir geschenkt. Ich kann darauf nur antworten durch mein Leben, durch die Liebe für andere und im Glauben.

 

Gott ist dreifaltig einer – dass das möglich ist, das Leben zu leben, das der dreifaltig-eine Gott mir eröffnet, zeigt die vierte Person im Gößweinsteiner Gnadenbild:

ganz in der Mitte, inmitten der Dreifaltigkeit kniet Maria. Sie lebte als Mensch aus dem Glauben, aus der Gemeinschaft mit Gott. Sie vertraute der gnadenhaften Verheißung, Mutter Gottes zu sein, und sprach Ihr JA als Antwort darauf.

Im Gößweinsteiner Gnadenbild ist die Krönung Mariens dargestellt – nach ihrem Tod ist sie als erster der Menschen aufgenommen in die ewige Liebe des dreifaltig-einen Gottes.

Maria als Jungfrau und Mutter, als zunächst Zweifelnde und dann doch Glaubende, als in der Not der Brautleute Bittende und als unter dem Kreuz ihres sterbenden Sohnes Stehende,

lebte und durchlebte verschiedene Rollen und Phasen ihres Lebens und war doch eins – eins mit Gott und nah bei den Menschen.

 

Maria ist so ein lebendiges Vorbild für mich, mein vielfältiges Leben auf den dreifaltigen Gott auszurichten und in dem Lebensraum der Gnade, den er mit eröffnet, zu leben: in Freund und Leid, bei Hochzeit und Geburt, bei Krankheit und Tod.

Diese Spannung des vielfältigen Lebens kann ich manchmal vor Glück kaum aushalten und manchmal auch nur unter Schmerzen ertragen.

Aber ich kann es ertragen und aushalten, weil ich in der Liebe des dreifaltig-einen Gottes gehalten bin – einer Liebe, die mich trotz meiner inneren Zerrissenheit und der vielen Rollen,

die ich einnehme, zusammenhält und eins sein lässt – einer Liebe, die Haltung und Gehaltensein schenkt, im Leben, im Tod und über den Tod hinaus.  AMEN.

 

Ihnen/Euch eine gute Woche und + guttes Segen

Dieter G. Jung

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

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