PREDIGT

Liebe Christinnen und Christen aus den Pfarreien Schwarzenbach/S., Oberkotzau und Rehau,

liebe Freunde und Bekannte,

anbei die heutige Predigt als Tagesimpuls und noch zwei Lieder zur Vertiefung:

- Wie von Flügeln getragen

- Spuren im Sand

Ihnen/Euch allen eine gute Woche und + Gottes Segen!

Mit freundlichen Grüßen

Dieter G. Jung

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

PREDIGT - Ex 19,2-6 + Mt 10,26-33

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!

 

Gott kann mir gestohlen bleiben: Ich bin dankbar, dass mir mein Glaube abhandengekommen ist; dankbar, dass andere mir eigeredet haben, „ohne Gott lebt sich’s leichter“ und mich meines Glaubens beraubt haben; dankbar, dass ich Gott einfach fallengelassen und längst aufgegeben habe. Ich kann doch gut ohne Gott leben und habe dann auch mehr Zeit für mich. Helfen kann Gott mir sowieso nicht… – Denkweisen unserer Tage.

 

Ob Gott auch so von uns denkt? Die Menschen können mir gestohlen bleiben; die sind mir alle egal. Sollen sie doch machen, was sie wollen…

 

Gott denkt und handelt anders, denn er ist ein fürsorglicher Gott. Als einzelner Mensch und als Teil des Volkes Gottes bin ich ihm wichtig. Er sieht die Sorgen und Nöte der Menschen und er greift ein – nicht wie wir es wollen, sondern auf seine Weise: manchmal ganz unscheinbar durch andere Menschen und manchmal wunderbar und staunenswert. Die heutige Lesung drückt das „unsichtbare aber spürbare Eingreifen Gottes“ in einem Bild aus: „wie auf Adlerflügeln habe ich euch getragen“ (vgl. Ex 19,4). Oft spüre ich genau das Gegenteil: da bin ich am Boden, komme scheinbar nicht vorwärts bin verstrickt und gefangen in den Sorgen des Alltags. Erst in der Rückschau im Rückblick auf solche durchlebten und durchlittenen Phasen wird klar, auch da war Gott bei mir, hat mich getragen und geführt – nicht „wie im Flug“ über diese Zeit hinweg, sondern unerkannt mitgehend und begleitend durch diese Zeit und Situation hindurch. Die Lesung benennt einen derartigen Rückblick und verweist auf ein auf das „Ihr habt gesehen, was damals war: wie auf Adlerflügeln habe ich euch getragen“ (vgl. Ex 19,4). Solche Rückblicke im Leben sind wichtig, um Gottes Spuren in meinem Leben zu entdecken; zu sehen, dass er es gut mit mir meint. Ich nehme mir immer wieder Zeit dafür: am Abend eines langen Tages, nach einer arbeitsintensiven Woche, in Zeiten der Trauer und Trostlosigkeit. Ich spüre dann der Tragkraft meines Glaubens, des christlichen Glaubens, nach und werde einfühlsam und dankbar dafür, wo ich von Gott getragen wurde.

 

Ebenso wichtig wie der Rückblick ist der Ausblick – getragen wie von Adlerflügeln, schenkt uns Gott immer wieder den Überblick über mein Leben, damit ich den Sinn des Lebens und das Ziel meines Glaubens nicht aus den Augen verlieren: „Ihr werdet unter allen Völkern mein besonderes Eigentum sein; […] ihr sollt mir als ein Königreich von Priestern und als ein heiliges Volk gehören.“ (vgl. Ex 19,5-6). Was für eine Berufung: Gott trennt sich nicht von uns, sondern will eine ganz intensive Beziehung und Bindung mit uns eingehen, einen Bund mit uns. Wir sind etwas Besonderes für ihn: ein Königreich von Priestern – und damit sind wir alle gemeint! Als Christen wurde uns in unserer Taufe diese Würde zuteil: jeder Mann und jede Frau, jedes Kind ist gesalbt zum Priester, König und Propheten und gehört als Gesalbter, als Christ, so zum Volk Gottes: „Wir sind sein Volk und die Herde seiner Weide“ (Ps 100), heißt es im Psalm 100. Gott ist unser Hirt: als der gute Hirte sorgt er für uns – auf seine Weise und nicht immer wie wir das gerne hätten.

 

Als menschgewordener Gottessohn setzt Jesus sich für die Menschen in ihren Nöten ein. Er sagt, er sei aus Gott gekommen um die Berufung Israels zu erfüllen und zu vollenden, ein priesterliches Volk zu sein, damit alle erfahren können, dass Gott den Menschen nahe ist, dass er sie führt und nicht verführt, dass er sie nicht in Irre leitet, weil er der gute Hirt ist. Damit diese Fürsorge Gottes spürbar und sichtbar wird, setzt er Helfer ein, Gesandte, Apostel, einfache Leute wie du und ich und ganz verschieden: Fischer und Zöllner, Leute die ganz in der Tradition der hebräischen Kultur zu Hause sind, und solche, die geprägt sind von der Weite und Offenheit der griechischen Kultur im Römischen Reich. Jesus sendet sie in die Lebenswüste, die Erschöpfung und Müdigkeit der Menschen, zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel; wie Hirten sollen für sie da sein, sie stärken und aufrichten, sie tragen „wie auf Adlerflügeln“. Da gibt es viel zu tun, auch heute: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden“ (Mt 9,37-38). Arbeiter sind nicht nur die Priester – ein priesterliches Volk sind wir alle. Wir alle sind berufen, uns senden zu lassen, als Arbeiterinnen und Arbeiter in seine Ernte, als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des guten Hirten.  

AMEN.

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