Sonntagsimpuls

Liebe Freunde und Bekannte,

liebe Christinnen und Christen unserer Pfarrgemeinden,

 

zum Ende der Weihnachtszeit schließt sich nämlich ein theologischer Bogen vom

adventlichen "O Heiland, reiß den Himmel auf"

hin zum offenen Himmel bei der Taufe Jesu "Lobt Gott, ihr Christen"

sowie zum Himmel, der uns bei unserer Taufe und für immer offen steht

Hier der Sonntagsimpuls zum Fest "Taufe des Herrn"

Spüren Sie diesem "offenen Himmel", dem in Taufe und Firmung geschenkten "Heiligen Geist" und dem "umarmenden Licht" nach.

 

Seien Sie + gesegnet, bleiben Sie gesund und fühlen Sie sich umarmt.

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Dieter G. Jung

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

PREDIGT Fest Taufe des Herrn LJ B -  Jes 42,5a.1-4.6-7 + Mk 1,7-11

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche! 

 

In den vergangenen Tagen habe ich mehrmals einen Kirchenraum besucht, der mich nicht nur angesprochen, sondern mich „umarmt“ hat. Der Raum hatte stark gedimmtes Licht – das Licht kam woanders her: Um das auf Stroh gebettete Kind waren Kerzen aufgestellt; sie verbreiteten ein warmes, angenehmes, ja einladendes Licht. Diese Kerzen griffen dabei die Geste der ausgebreiteten Arme des Kindes in der Krippe auf – der Arme des Kindes, die sich mir entgegenstreckten, die Beziehung und Annahme suchten. Wie große leuchtende Arme griffen die Kerzen in den Raum; sie umfingen, ja sie „umarmten“ jeden Besucher und Beter mit Licht. Die ausgebreiteten Licht-Arme sagten ohne Worte: Willkommen! Schön, dass du da bist! Komm zu mir und bleib hier und lass dich umarmen mit Licht, mit Wärme mit Liebe! Eine wohltuende Botschaft, die das Kind in der Krippe, die der Mensch gewordene Gott mir zuspricht. 

 

Ich habe dich gern! Zu mir kannst Du kommen auch mit Sorgen und Fragen, auch mit all dem was dich traurig und dein Leben dunkel und dir Angst macht! Lass dich umarmen mit Licht, mit Wärme, mit Liebe! Ich stehe hinter dir und stehe für dich ein. Eine Botschaft, die uns allen gut tut – und die wahr ist, weil wir wissen, dass Gott in Jesus Christus auf unserer Seite steht, nicht nur als Kind in der Krippe, sondern auch als Erwachsener. 

 

Wir Menschen brauchen dieses Angenommensein, diese mitmenschliche Wärme, diese Geborgenheit, dieses zweckfreie Wohlwollen – gerade im grauen Winter, wo die Sonne oft tagelang nicht hinter dem trüben Wolkenschleier hervortritt, gerade jetzt im verschärften lockdown, der vielen an die Substanz geht und mental viel abverlangt, sind Kerzen und wärmendes Licht, ein „offener Himmel“ mit seinen umarmenden Sonnenstrahlen, offenherzige Menschen und wohltuende Worte – gelesen oder noch besser zugesagt – und eine Atmosphäre, die trotz Abstand Nähe spüren lässt, wichtig und notwendig. Sie geben Kraft und Zuversicht in der aktuellen Situation und machen Mut auch für Wege und Zeiten, die vor einem liegen. 

 

Jesus begegnet uns heute am Ende der Weihnachtszeit als Erwachsener – er ist nicht mehr das kleine Kind in der Krippe; er ist groß geworden und steht vor einer neuen Aufgabe: in aller Öffentlichkeit soll er Gott bezeugen. Niemand wird ihm glauben, warum auch – er gilt als Sohn des Zimmermanns, er war kein Schrift- und Gesetzeslehrer; er war ein einfacher junger Mann. Johannes, der bekannte Rufer in der Wüste, weißt auf Jesus hin: „der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen“ (Mk 1,7). Johannes weist von sich weg und auf Jesus hin – und baut so eine Erwartungshaltung und einen Druck auf: Er wird euch eine andere Kraft geben, die Kraft aus der Höhe, Heiligen Geist. 

 

Nach menschlichem Ermessen ist das eine Überforderung und eine Überlastung für jeden, auf dem sie lastet. Jesus läuft nicht weg, sondern zu Johannes hin, der auf ihn hingewiesen hat. Er lässt sich von ihm taufen – mit Wasser; mehr hat Johannes nicht zu geben – und Gott gibt das seine hinzu: Er öffnet den Himmel für das seine – Heiligen Geist – den Jesus an die Menschen weitergeben wird. Und Gott macht klar, wer dieser Jesus ist: „Du bist mein geliebter Sohn, (Mk 1,11) und damit Sohn Gottes. Du bist der, auf den Johannes hingewiesen hat. „An dir habe ich Wohlgefal-len gefunden“ (Mk 1,11) – ich habe dich gern, du bist ja mein Sohn. Ich bin bei dir. Ich stehe hinter dir und dir bei – bei allem, was vor dir liegt.

 

Ein offener Himmel, ein Lichtblick, die Umhüllung mit Heiligem Geist, die Umarmung durch Gottes wohlwollenden Zuspruch und Annahme als Sohn – das gibt Kraft und Mut, für den Weg, den Jesus bis an Kreuz und durch das Kreuz zu neuem Leben führen wird. Dieser offene Himmel, der Lichtblick, die Umhüllung mit Heiligem Geist, die Umarmung durch Gottes wohlwollenden Zuspruch und Annahme als geliebte Tochter und als geliebter Sohn ist uns allen bei unserer Taufe geschenkt – Kraft und Mut für unser Leben als Christinnen und Christen im Zeichen des Kreuzes. 

 

Wenn wir aus dieser Kraft leben und unser Leben aus der Taufgnade gestalten, ist es gut für uns und wertvoll für andere Menschen. Wir vertrauen auf und leben aus dem Heiligen Geist, der nicht zerstört, sondern aufrichtet, der umarmt und schützt, der Lebensmut und neue Lebensperspektiven schenkt (vgl. Jes 42,3.6-7). Der uns in der Taufe geschenkte Heilige Geist ist Gottes Zusage, dass er uns liebt und immer er an unserer Seite ist.

AMEN.