Sonntags-/Wochenimpuls

Liebe Freunde und Bekannte,

liebe Christinnen und Christen,

 

am Sonntagnachmittag wurde die ev. Pfarrerin Krüger - sie hatte 35 Jahre die 2. Pfarrstelle in Rehau inne - in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

Es waren auch 35 Jahre wertschätzender und gelungener Ökumene vor Ort.

Ein Lied, das beim Abschiedsgottesdienst gespielt wurde, spielt greift das Evangelium auf, das am 12. Sonntag im Jahreskreis in der kath. Kirche verkündet wurde - ein kleines aber feines Zeichen ökumensicher Verbundenheit.

 

Hier der Liedlink in stürmischen Zeiten

 

Hin- und hergeworfen und in scheinbarer Untergangsstimmung ist das "Schiff" unserer Kirche und mit ihm die Christinnen und Christen

Hin- und hergeworfen durch Skandale und verschleppte Aufklärung

Hin- und hergeworfen, weil nicht rechtzeitig gegengesteuert wurde und notwenige Kurswechsel eingeleitet wurden

Hin- und hergeworfen durch Aktionismus und auch weil kein eindeutiger Kurs auszumachen ist

Hin- und hergeworfen weil oft auch die Ausrichtung auf Jesus Christus und das Vertrauen in seine Hilfe fehlen

 

Der Sonntags- bzw. Wochenimpuls bezieht sich auf das Evangelium des 12. Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr B.

 

Ihnen und Euch allen eine gute und gesegnete Woche,

die notige Ruhe in den Stürmen des Lebens und der Zeit

und die notwenige Gelassenheit durch das Vertrauen auf Jesus Christus

 

wünscht Ihnen/Euch

Dieter

 

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

PREDIGT 12. Sonntag i. JK; LJ B

Ijob 38,1.8-11 + Mk 4,35-41

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!

 

Ein Blick zurück: Ausgangssperre – erlebte oder gefühlte Quarantäne – verordnete Kontaktbeschränkungen. Da konnte man nicht viel machen; viele nutzten die Zeit zum „Runterkommen“, um einen oder mehrere Gänge zurückzuschalten und zur Ruhe zu kommen. Eine derart „verordnete Ruhe“ zwingt dazu, das Alltagsgetriebe zurückzulassen, doch wirklich still ist es nicht. Wenn äußerer Lärm und Trubel sich gelegt haben und die Stille beginnt, bricht oft ein innerer Sturm los: Vergessenes, Verdrängtes und Verschüttetes kommt hoch, wühlt mich auf, tobt und tost in mir – unverarbeitete Begegnungen; Worte, die verletzt haben oder die positiv in Erinnerung sind. Viele Menschen haben Angst vor diesem Gedankensturm, wenn die Vergangenheit in die Gegenwart einbricht und manchmal eine Untergangsstimmung heraufbeschwört. Mit allen Mitteln versuchen sie diesen Sturm in ihrem Innern Herr zu werden oder durch Aktionismus zu verdrängen. Oft wird das Wüten des Sturmes durch dieses „Dagegen-Ankämpfen“ noch stärker oder bringt nach einer trügerischen Ruhe umso heftiger die Gedanken und das Leben durcheinander. 

 

Die Jünger im heutigen Evangelium machen diese Erfahrung: in der Ruhe der Nacht, nachdem alle Leute gegangen und waren und endlich Ruhe war, bricht ein heftiger Sturm los und bringt ihr Leben durcheinander. Hohe Wellen schlagen ins Boot. Panische Reaktionen: die Jünger haben Angst – wir können uns die dramatischen Bilder vorstellen, die angsterfüllten Schreie der Jünger; das panische Herausschöpfen des ins Boot geschwappten Wassers; die Resignation, dass alle Mühe doch keinen Sinn hat – der in diesen Tagen viel zitierte „tote Punkt“ – dem Sturm ist nicht Herr zu werden. 

 

Wie paradox ist da die Haltung und das Verhalten Jesu – er schläft tief und fest auf dem vom wütenden Sturm hin- und hergeworfenen Boot – er schläft tief und fest trotz der Wassermassen im Boot – er schläft tief und fest inmitten der lärmenden Panik der Jünger. Jesus schläft nicht aus Müdigkeit oder Erschöpfung; er bewahrt innere Ruhe, nicht indem er den aufkommenden Sturm verdrängt, sondern indem er ihn zulässt und sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen lässt. Jesus kann ruhig schlafen, denn er schläft in Gelassenheit und Gewissheit, dass der Sturm nicht zum Untergang führen wird. Jesus ruht in sich; er ist der Ruhepunkt in all der Panik um ihn herum. In dieser inneren Ruhe liegt seine Kraft, den Sturm zu stillen. 

 

Ob ich diese Haltung Jesu in meinem Leben hinbekäme? 

 

Ich verfalle oft genug blindem Aktionismus und lasse mich leicht aus der Ruhe bringen. Angesichts der Wellen und Wogen, die ins Boot meines Lebens schwappen, es hin und her werfen und es zum Kentern bringen wollen, habe ich oft Angst. Mir fehlt diese Gelassenheit und auch die Gewissheit Jesu. Ich habe Angst, weil die Abgründe meines Lebens unendlich tief, das Meer um mich herum stürmend und meine Angst und mein Kleinglaube riesengroß sind. Oft merke ich nicht einmal, dass Jesus auch im Boot meines Lebens da ist und seelenruhig schläft: Er sitzt mit mir in meinem Boot – und er schläft. Ich kann ihn wecken und wie die Jünger anrufen, in einem Hilfeschrei oder in einem anklagenden Gebet: „Kümmert es dich nicht, dass ich zugrunde gehe?“ (vgl. Mk 4,38). 

 

Ich kann meine Sorgen und Ängste Jesus überlassen, weil sie bei ihm in guten Händen sind. So schlagartig wie im Evangelium wird sich der Sturm in mir nicht legen – die Sorgen meines Lebens um Familienangehörige und Freude, um Arbeitsplatz oder Krankheit werden bleiben, aber ich kann im Vertrauen auf Jesus gelassener werden. Diese Gelassenheit und innere Ruhe kann ich lernen: „Warum habt ihr solche Angst?“ (Mk 4,40), fragt Jesus die Jünger und auch mich: „Warum hast du solche Angst? Ich bin doch bei dir in den Stürmen des Lebens.“ Dieses Gespür für die Anwesenheit Jesu im Boot meines Lebens und das Vertrauen auf ihn, der den Sturm stillen kann, darauf kommt es an; daran soll ich glauben und daran mein Leben ausrichten – nicht nur wenn es stürmisch ist, sondern immer. Täglich kann ich diese Gelassenheit und dieses Gottvertrauen einüben, z.B. mit einem Gebet der heiligen Teresa von Avila: 

 

Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken, alles vergeht. 

Gott allein bleibt derselbe. Geduld erreicht alles. 

Wer Gott besitzt, dem kann nichts fehlen. Gott allein genügt.