Impuls für die Woche

Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,

liebe Freunde und Bekannte,

liebe E-Gemeinde,

 

die biblischen Texte des vergangenen Sonntags waren sehr vielfältig – für fast jeden und jede war/ist ein Gedanke dabei.

Hier der LINK, um die Texte nachzulesen.

 

Ich habe aus der Vielfalt einen Gedanken ausgewählt und im „Impuls für die Woche“ entfaltet – viel Freude beim Nachlesen, Nachdenken und Umsetzen…

… vielleicht hängen Sie auch Ihren eigenen Gedanken nach, die Ihnen gekommen sind – auch die ist wichtig und Zeugen vom Wirken von Gottes Geist in uns und durch uns:

„Der uns durch seinen Geist, die Lebenswege weist…“ (GL 808 / Str. 6 – Ausgabe Erzbistum Bamberg)

 

Hier noch eine Lied zum Wochenimpuls (GL 845 – Ausgabe Erzbistum Bamberg) – zum Hören und Mitsingen;

Hier der Lied-LINK.

 

Ihnen alle gute Wege durch diese Woche,

Wege des Herzensfrieden und einen offenen Himmel –

und für all diejenigen, die am Katholikentag teilnehmen:

gute Gespräche, Begegnungen und Gottesdienste!

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Dieter G. Jung

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

Predigt 6. Sonntag der Osterzeit im LJ C

Offb 21,10-14.22-23 + Joh 14,23-29

Viele Klamotten im Kleiderschrank – darunter viele Lieblingsstücke. Was zieh ich an? Was wähle ich aus für den heutigen Anlass?

Vor dieser Frage stand ich beim Blick auf die Sonntags-Schrifttexte bei der Vorbereitung auf die Predigt: Was wähle ich heute aus? Da steckt so viel drin – zu viel für einen Gottesdienst. Erst mal schauen, was da ist:

  • Die himmlische Stadt, das neue Jerusalem: wertvolles und kostbares Geschenk von Gott; die Stadt mit hohen Mauern und offenen Toren; die Stadt mit Gott und dem Lamm in der Mitte: ein Lichtblick.
  • Das Festhalten am Wort Gottes – aus Liebe. Mir ist das schon wichtig – aber den Zuhörern? Zum einen Ohr rein zum anderen raus.
  • Das Wohnen Gottes bei uns – bei mir, in mir. Habe ich Platz für Gott in meinem Leben? Will ich überhaupt, dass Gott bei mir wohnt?
  • Heiliger Geist als Lehrer und Erinnerer. Heiliger Geist geht immer und er ist immer da. Aber jetzt schon Pfingsten vorwegnehmen?!
  • Ein Abschied, der sich abzeichnet – ist derzeit nicht mein Thema.

Was wähle ich aus für den heutigen Sonntag? Welcher Gedanke, welches Thema des Wortes Gottes trifft und betrifft unsere Gegenwart, unsere Zeit?

Frieden – das ist das Thema, das derzeit viele Menschen und auch mich bewegt: Frieden – Frieden, der aus derzeitiger Sicht wohl nur mit Waffengewalt herzustellen ist – Frieden, der sich, wenn er denn endlich erreicht ist, dann in Grenzen, Mauern und Stacheldraht manifestiert. Jesus verspricht den Jüngerinnen und Jüngern Frieden: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“ (Joh 14,27). Schön und gut. Aber irgendwie scheint das mit diesem Frieden nicht geklappt zu haben… Und dann noch der Streit zwischen den Religionen und die Uneinigkeit der Christenheit. Wir denken an den Welt-Frieden, an Frieden, „wie die Welt ihn gibt“. Welchen Frieden gibt die Welt?

In der Antike galt die „Pax Romana“, der römische Frieden – Friede unter der Gewalt der römischen Legionen, die eroberte Völker ruhigstellten.

Im Mittelalter sprach man von der „Treuga Dei“, vom Gottesfrieden, der zu bestimmten Zeiten blutige Fehden verbot. Die kampfesfreie Zeit blieb die Ausnahme, Fehde der Normalfall.

Im 19. Jahrhundert sprach man von der „Balance of Power“, die Frieden sichern sollte. Ein sehr zerbrechliches Gleichgewicht der Kräfte, das schließlich zum Ersten Weltkrieg führte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hieß die Parole „Frieden durch Abschreckung“ – Friede auf Basis eines nuklearen Waffenarsenals, Frieden auf dem Pulverfass. So sieht der Friede aus, den (sich) die Welt gibt.

Jesus meint einen anderen Frieden – hören wir genau hin: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich

euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch“ (Joh 14,27). Es ist also ein Frieden, der so ganz anders ist, als verschiedene weltliche Friedensmodelle: Es ist ein Friede, der dort entsteht, wo Wertschätzung, Respekt und Liebe herrschen, wo sogar Feindesliebe möglich und gelebt wird. Friede, der erfahren wird, wo Barmherzigkeit ist. Friede, der dort gefunden wird, wo die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut wird. Friede, der ganz klein anfängt, der von Herzen kommt und der im Sinne Jesu bis zum Äußersten geht: Ihr könnt mir alles antun, ihr könnt aber nicht bewirken, dass ich aufhöre, euch zu lieben.

Viele halten diesen Herzensfrieden für wenig wirksam. Sie trauen ihm nicht zu, Veränderungen hervorzurufen, schon gar nicht Veränderungen politischer Art. Ich frage mich: Wie soll Friede in der Welt entstehen, wenn er nicht in den Herzen von Menschen beginnt?

Hören wir noch einmal genau hin: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht“ (Joh 14,27).

Auf das Herz kommt es also an, wenn Friede werden soll. Dieser Friede, der von Herzen kommt, ist zuerst Gottes Gabe und dann auch Aufgabe der Menschen. Auch in der Osterzeit gilt die Weihnachtsbotschaft: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lk 2,14). Wer nur vom Weltfrieden, vom „Frieden auf Erden“ spricht, sagt nur die halbe Wahrheit. Es gilt, Gott die Ehre zu geben und Friede auf Erden zu suchen und zu finden. Wem Friede und Zufriedenheit, himmlischer Friede im Herzen zuteilwird, der kann Frieden schaffen. Wer Friede als Gabe und Aufgabe versteht, der kann ihn in die Welt bringen.  

Amen.