Tagesmpuls

 

Liebe Angehörige unsere Pfarreien, liebe Freunde und Bekannte,

 

als ich heute Vormittag nach Rehau ins Büro fuhr - auch hier arbeiten viele Ehrenamtliche und Hauptamtliche mit Elan und Eifer für die Menschen vor Ort - ein neuer Eindruck.

Viele Autofahrer fahren mit Mundschutz, v.a. wenn mehrere Personen im Auto sitzen: Schutz der Mitfahrer, vor dem was da möglicherweise an Schlechtem aus dem Mund herauskommt.

 

Mundschutz – mal anders:

In diesen Tagen der Corona-Pandemie, wo wir Abstand halten müssen, ist die Pflege sozialer Kontakte und Kommunikation wichtiger denn je. Aber es kommt auf die richtigen Worte an:

  • Worte, die aufbauen und ermutigen.
  • Worte, die Kritik üben, ohne den anderen zu verletzen.
  • Worte, die klären und klar Position beziehen.

Oft sehen unsere Worte anders aus – gerade, wenn wir uns wochenlang auf der Pelle sitzen.

 

„Herr, stell eine Wache vor meinen Mund, eine Wehr vor das Tor meiner Lippen“ (Ps141,2).

 

Die Beterin/der Beter des Psalmverses weiß um sein „loses Mundwerk“ – einmal im Reden, plaudert es sich munter drauflos – ohne es vielleicht zu merken, zieht er/sie über andere her und redet schlecht über andere, verletzt mit Worten – erzählt vielleicht sogar Vertrauliches weiter.

Ratsch und Tratsch am Telefon über die und über jenen, oft wird der Wahrheit noch etwas hinzugefügt – wage Vermutungen, die das Gegenüber dann für wahr hält und weitererzählt: „Hast du schon gehört…“

Eine „Klatschbase“ oder ein „Schandmaul“ werden solche Leute im Volk gerne genannt.

Dieses Gerede schadet dem anderen – manchmal tun wir das bewusst und „zerreißen uns den Mund“ über diesen und jenen, über dies und das – und lassen kein gutes Haar an alledem.

Solches Reden zerstört Gemeinschaft und Vertrauen.

Und solches Reden schadet einem selber, dem eigenen Ansehen, dem guten Ruf, der Vertrauenswürdigkeit – wenn ich über andere herziehe, werden die niemals mehr mit mir etwas Vertrauliches bereden.

 

„Herr, stell eine Wache vor meinen Mund, eine Wehr vor das Tor meiner Lippen“ (Ps141,2).

 

Ich soll meine Worte sorgsam wählen, nicht wahllos.

Ich soll meine Worte bedenken, bevor sie meinen Mund verlassen – und auch bedenken, was diese bei meinem Gegenüber oder über die Person, über die ich rede auch wenn sie gar nicht da ist, bewirken könnte.

Ich soll meine Worte prüfen und abwägen, was und wieviel ich sage.

 

„Herr, stell eine Wache vor meinen Mund, eine Wehr vor das Tor meiner Lippen“ (Ps141,2).

 

Vom griechischen Philosophen Sokrates wird folgende Begebenheit überliefert:

Einst wandelte Sokrates durch die Straßen von Athen.

Plötzlich kam ein Mann aufgeregt auf ihn zu. „Sokrates, ich muss dir etwas über deinen Freund erzählen, der…“

„Warte einmal, „unterbrach ihn Sokrates. „Bevor du weitererzählst – hast du die Geschichte, die du mir erzählen möchtest, durch die drei Siebe gesiebt?“

„Die drei Siebe? Welche drei Siebe?“ fragte der Mann überrascht.

„Lass es uns ausprobieren,“ schlug Sokrates vor.

„Das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit. Bist du dir sicher, dass das, was du mir erzählen möchtest, wahr ist?“

„Nein, ich habe gehört, wie es jemand erzählt hat.“

„Aha. Aber dann ist es doch sicher durch das zweite Sieb gegangen, das Sieb des Guten? Ist es etwas Gutes, das du über meinen Freund erzählen möchtest?“

Zögernd antwortete der Mann: „Nein, das nicht. Im Gegenteil….“

„Hm,“ sagte Sokrates, „jetzt bleibt uns nur noch das dritte Sieb, das Sieb der Notwendigkeit. Ist es notwendig, dass du mir erzählst, was dich so aufregt?“

„Nein, nicht wirklich notwendig,“ antwortete der Mann.

„Nun,“ sagte Sokrates lächelnd, „wenn die Geschichte, die du mir erzählen willst, nicht wahr ist, nicht gut ist und nicht notwendig ist, dann vergiss sie besser und belaste mich nicht damit!“

 

„Herr, stell eine Wache vor meinen Mund, eine Wehr vor das Tor meiner Lippen“ (Ps141,2).

 

In einem Gebet – einem Lied – bitte ich um die richtigen Worte.

Ich stelle nur das Wort GOTT voran, damit klar ist, dass es sich um ein Gebet handelt:

 

Gott,

gib mir dir richtigen Worte, gib mit den richtigen Ton.

Worte, die deutlich für jeden von dir reden – gib mir genug davon.

Worte, die klären, Worte, die stören, wo man vorbeilebt an dir;

Wunden zu finden und sie zu verbinden, gib mir die Worte dafür.

 

Segen:

Gott, lass uns in diesen beängstigenden und anstrengenden Tagen, die richtigen Worte finden,

sei Du bei uns mit deinem Mensch gewordenen Wort, Jesus Christus,

schenke Du uns und allen für die wir mit und ohne Worte beten,

Dein Segenswort + im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

 

Euch allen einen „guten Abend“ mit guten, wahren und nützlichen Worten.

Noch eine Wort zum Schluss: Seid behütet und bleibt gesund!

Dieter G. Jung

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

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