Impuls

 

Liebe Freunde und Bekannte!

 

„Herr Pfarrer, ich habe sie an der Stimme erkannt“, sagte vor zwei Tagen eine ältere Dame, die nur noch schlecht sieht und schon gar nicht die Nummern auf dem Display ihres Telefons.

„Herr Pfarrer, ich habe sie an der Stimme erkannt“, sagte sie nach meinem Gruß „Grüß Gott“ noch ehe ich meinen Namen nennen konnte. Wir haben uns beide gefreut, uns an Ostern zu hören und Ostergrüße auszutauschen – wir hatten Zeit füreinander, offene Ohren und offene Herzen.

Die Stimme und ihr Klang und je nach Gestimmtheit ihre Klangfarbe macht den Menschen einzigartig.

Aufgrund des komplexen Aufbaus der menschlichen Sprachorgane ist jede Personen durch ihre Stimme eindeutig zu identifizieren – auch Stimmenimitatoren kommen nicht exakt an das Original heran. Die Einzigartigkeit jeder menschlichen Stimme ergibt sich aus dem Aufbau des menschlichen Sprachapparats, durch die Herkunft und das kulturelle Umfeld sowie durch angelernte Sprechgewohnheiten. So ist jede Stimme abhängig von der Größe der Mundhöhle, der Kehle, der Nase und des Mundes und auch von der Anordnung der Zungen-, Kiefer- und Gaumenmuskeln.

Die menschliche Stimme überträgt Stimmungen und Gefühle und bewegt den Hörer/die Hörerin emotional.

Die Stimme geht ins Ohr, geht zu Herzen – bewirkt dort etwas, bringt etwas zum Klingen – es zählen nicht nur die Worte, sondern auch der Klang und was dadurch anklingt.

 

Im heutigen Tagesevangelium sind die Stimme und ihr Klang entscheidend, dass Maria von Magdala den Auferstandenen erkennt. Jesus sagt nur ein Wort; er spricht sie mit Namen an: „Maria!“

Ich stelle mir vor wie Jesus diesen Namen ausspricht, Maria unverwechselbar anspricht…

Maria wendet sich Jesus zu – und dass obwohl sie dem Sprecher längst zugewandt ist und mit ihm redet.

Diese zweite Zuwendung zu Jesus ist hervorgerufen durch die Art und Weise, wie Jesus den Namen ausspricht.

Alle anderen Worte vorher gingen an Maria vorbei. Als sie aber ihren Namen hört, diesen besonderen Klang, diesen Wohlklang, den ihr Name bei Jesus hat, hört sie auf – sie hört genau hin und ist ganz hellhörig – und sie hört auf zu weinen oder weint sogar weiter, aber vor Glück.

Maria wendet sich Jesus nicht nur äußerlich zu – sie erkennt ihn nicht und hält ihn für den Gärtner – sondern innerlich mit dem Herzen: Zuwendung mit ganzem Herzen – innige Zuneigung.

 

Tief drinnen in ihrem Herzen bewirkt diese Stimme Jesu etwas – bringt etwas in ihr zum Klingen...

 

Was geschieht in mir, wenn mich jemand mit Namen anspricht?

 

Gibt es Unterschiede, wer mich konkret anspricht?

 

Wovon hängt es ab, dass ich dann ganz Ohr bin?

 

Wie fühlt sich ein solches Gespräch an?

 

Was klingt in mir dabei an?

 

Was ist mein Wunsch?

 

Ich lese ganz bewusst den Abschnitt aus dem Johannesevangelium mit dieser Begegnung von Maria von Magdala und Jesus am Ort des Gartengrabes (vgl. Joh 20,11-18) und lasse diese Begegnung und dieses Gespräch in mir nachklingen.

 

 

+ Gottes Segen Ihnen/Euch bei allen Begegnung und Gesprächen an diesem Abend und in den nächsten Tagen.

 

Dieter G. Jung

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

EVANGELIUM - Joh 20,11-18

Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er mir gesagt

+ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes                                                                 

In jener Zeit

11 stand Maria draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. 

12 Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. 

13 Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. 

14 Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. 

15 Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen. 

16 Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. 

17 Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. 

18 Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

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