Liebe Freunde und Bekannte!
Zu Ostern haben Nachbarn aus meinem Heimatort eine Karte geschrieben – ich habe mich riesig darüber gefreut, noch dazu, weil wir erst wenige Tage vorher telefoniert haben.
Das Bild auf der Karte fasziniert mich:
Es sind zwei sich entrollende Farnblätter – das eine öffnet sich nach links, das andere nach rechts.
Neu aufbrechendes Leben – Aufbruch ins Leben – Sehnsucht und Hoffnung – Frühling und Ostern.
Auf jedem dieser Blätter krabbelt ein Marienkäfer – sie können jedoch nicht zueinander kommen, denn die sich entrollenden Blätter berühren sich nicht: Leben auf Distanz.
Und doch ist es kein trauriges Bild – es steckt voller Hoffnung und ist ganz in frischem Grün gehalten: Hoffnungsgrün.
Über diesem Bild aus dem Pflanzen- und Tierreich steht ein Zitat von Václav Havel:
„Hoffnung ist nicht der Glaube daran, dass etwas gut ausgeht.
Sondern es ist die Gewissheit, dass etwas Sinn hat. Egal wie es ausgeht.“
Hoffnung ist demnach mehr als der Glaube an das Gute – Hoffnung ist dann da, wenn etwas Sinn hat.
Beim Nachdenken darüber klang über mehrere Tage immer wieder ein Teil einer Liedstrophe in mir an – vom Lied „Eines Tages kam einer“ (Gotteslob Nr.: 805):
„Eines Tages kam einer, der hatte […] einen Sinn in seinem Sterben.“
Das Leben Jesu ist nicht „gut“ ausgegangen: Er litt einen qualvollen Tod am Kreuz, hingerichtet wie ein Verbrecher.
Aber es war ein „Sinn in seinem Sterben“ – sein Tod war nicht sinnlos, im Gegenteil.
Die Erlösung der Menschen von Schuld und Sünde, dieses Sinnpotential steckt im Tod Jesu.
Ein weiteres Sinnpotential war das Leben, dass Gott Jesus nicht im Tod lässt und uns Christen damit Hoffnung schenkt.
In diesem Sinne geht das Leben Jesu dann doch gut aus, weil Kreuz und Tod eben nicht das Ende, sondern Durchgang zu neuem, zu ewigem Leben sind. Damit ist auch Beziehung zu Jesus Christus (und auch zu unseren Verstorbenen) auch nicht mit dem Tod zu Ende, sondern auch über den Tod hinaus möglich.
Das ist unser Glaube, und im Rückblick auf das Leben Jesu durch das Lesen der Evangelien wissen wir darum.
Aber was ist unsere Hoffnung – unsere Hoffnung in diesen Tagen, wo wir noch gar nicht wissen, wie diese Krise ausgehen wird? Das alles so werden wird wie vorher?
Kann ich hoffen, dass alles einen tieferen Sinn hat; dass diese Krise etwas bewirkt, etwas anstößt und in Bewegung bringt?
Hat mein Leben einen Sinn – auch jetzt noch wenn alles anders ist als gewohnt?
Anders gefragt:
- Hat mein Leben einen Zweck und ein Ziel – hat es sich in diesen Tagen verändert?
- Hat mein Leben einen Wert – was ist mir in diesen Tagen wertvoll geworden, was hat an wert verloren?
- Hat mein Leben einen Nutzen – welchen? Wem nützt mein Leben? Was bringt es mir?
- Hat mein Leben eine Bedeutung?
Ich stelle mich in diesen Tagen bewusst diesen Fragen – antworte nicht gleich – nehme diese Fragen mit und lasse sie in mir nachklingen – nehme mir Zeit zum Nachdenken und Reflektieren und Philosophieren über den Sinn des Lebens.
Schließen möchte ich heute mit dem Segen der Komplet, dem Nachtgebet der Kirche:
Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende + gewähre uns der allmächtige Herr. Amen.
Dieter G. Jung
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
KOMPLET, Donnerstag - 16.4.2020
VO Gott, komm mir zu Hilfe.
RHerr, eile, mir zu helfen.
Ehre sei dem Vater. Wie im Anfang. Halleluja.
An dieser Stelle wird eine Gewissenserforschung empfohlen.
SCHULDBEKENNTNIS
VERGEBUNGSBITTE
HYMNUS
mit dem Tod umfangen.
Wer ist, der uns Hilfe bringt,
dass wir Gnad’ erlangen?
Das bist du, Herr, alleine.
Uns reuet unsre Missetat,
die dich, Herr, erzürnet hat.
Heiliger Herre Gott, heiliger starker Gott,
heiliger barmherziger Heiland,
du ewiger Gott,
lass uns nicht versinken
in des bittern Todes Not.
Kyrieleison.
PSALMODIE
Antiphon
Psalm 16,1-11
Mein Los in Gottes Hand
Gott hat ihn von den Wehen des Todes befreit und auferweckt. (Apg 2,24)
1 | Behüte mich, Gott, denn ich vertraue dir. + |
2 |
Ich sage zum Herrn: «Du bist mein Herr; * mein ganzes Glück bist du allein.» |
3 |
An den Heiligen im Lande, den Herrlichen, * an ihnen nur hab’ ich mein Gefallen. |
4 |
Viele Schmerzen leidet, wer fremden Göttern folgt. + Ich will ihnen nicht opfern, * ich nehme ihre Namen nicht auf meine Lippen. |
5 |
Du, Herr, gibst mir das Erbe und reichst mir den Becher; * du hältst mein Los in deinen Händen. |
6 |
Auf schönem Land fiel mir mein Anteil zu. * Ja, mein Erbe gefällt mir gut. |
7 |
Ich preise den Herrn, der mich beraten hat. * Auch mahnt mich mein Herz in der Nacht. |
8 |
Ich habe den Herrn beständig vor Augen. * Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht. |
9 |
Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele; * auch mein Leib wird wohnen in Sicherheit. |
10 |
Denn du gibst mich nicht der Unterwelt preis; * du lässt deinen Frommen das Grab nicht schauen. |
11 |
Du zeigst mir den Pfad zum Leben. + Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, * zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit. |
Antiphon
Halleluja, halleluja, halleluja.
KURZLESUNG 1 Thess 5,23
23 | Der Gott des Friedens heilige euch ganz und gar und bewahre euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne Tadel seid, wenn Jesus Christus, unser Herr, kommt. |
RESPONSORIUM
V Lass leuchten über deinem Knecht dein Antlitz, hilf mir in deiner Güte. * Halleluja, halleluja.
Ehre sei dem Vater. - R
Antiphon
NUNC DIMITTIS Lk 2,29-32
29 |
Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, * wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. |
30 | Denn meine Augen haben das Heil gesehen, * |
31 |
das du vor allen Völkern bereitet hast, |
32 |
ein Licht, das die Heiden erleuchtet, * und Herrlichkeit für dein Volk Israel. |
Antiphon
Sei unser Heil, o Herr, wenn wir wachen, und unser Schutz, wenn wir schlafen; damit wir wachen mit Christus und ruhen in seinem Frieden.
Oration
Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende gewähre uns der allmächtige Herr. R Amen.
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