Sonntags- und Wochenimpuls

 

Liebe Freunde und Bekannte,

 

wir feiern heute das Christkönigfest,

ein Hochfest, an dem wir Jesus Christus als König feiern, als König des Lebens;

ein Hochfest, an dem deutlich wird, dass Jesus Christus sich nicht über die Menschen erhöht, sondern ganz nah bei den Menschen ist;

ein Hochfest, an dem wir eingeladen sind, den Königsweg Jesu Christi zu wählen, den Weg zu hin den Menschen, zu den Armen und Bedürftigen unserer Tage.

 

Anbei mein Predigt-Impuls zum Nachlesen und Nachdenken.

 

Bitte bleiben bzw. werden Sie gesund!

Bitte bleiben bzw. werden Sie hoffnungsvoll!

Bitte bleiben bzw. gehen Sie auf den Königsweg!

 

Ihnen/Euch allen eine gesegnete Woche!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Dieter G. Jung

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

Predigt - Ez 34,11-12.15-17 + Mt 25,31-46

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!

 

Regieren und entscheiden – auch wenn wir in Deutschland und in Bayern keinen König mehr haben, so gibt es doch Menschen, die dieses Land und uns regieren und Entscheidungen treffen, ja treffen müssen. Gerade in Zeiten des teilweisen lockdowns sind Entscheidungen umstritten – es gibt Befürworter und Gegner: Viele sind dankbar für den eingeschlagenen Kurs „Abstand – Hygiene – Alltagsmasken und größtmögliche Beschränkung der sozialen Kontakte“, andere lehnen sich dagegen auf, sehen sich in ihrer Freiheit beschnitten, „wollen selbst darüber entscheiden, ob/wie sie sterben“, andere Regelungen sind fragwürdig „in der Klasse treffen Schülerinnen und Schüler aus 25 Hauhalten zusammen – privat ist dann nur der Kontakt zu einer Familie/zu einem Kind erlaubt.“

 

Regieren, richten, entscheiden, darum geht es am heutigen Christkönigsfest. Neben dem Bild von Christus als „König“ stellen die Schrifttexte das Bild von Gott als „Hirten“ und von Christus als „Richter“ – immer geht es bei diesem Königsein in den verschiedenen Aspekten um Macht und um Ausübung von Macht. Im Deutschen kann man damit sprachlich spielen und so Sachverhalten, Abhängigkeiten oder auch Zuständigkeiten ausdrücken: rex populiKönig des Volkes, Hirte der Schafe, Richter der Menschen – drückt ein Beziehungsgeschehen aus, aber auf einer neutralen Ebene. Dagegen zeigt König über das Volk, Hirt über die Schafe, Richter über die Menschen die überlegen Position eines Herrschers an – eine Position die oft zu Abhängigkeit, zu Unterdrückung oder zu Missbrauch dieser Macht und zu Vertuschung führt(e) – auch in unserer Kirche bei Hirten und Verantwortungsträgern. Rex populi kann auch als König für das Volk und damit sinngemäß als Hirte [in der Sorge] für die Schafe und Richter zugunsten der Menschen übersetzt werden. Je nachdem welche Übersetzung man wählt, tritt ein anderer Regierungsstil in den Vordergrund, zeigt sich ein anderes Verständnis des Königseins.

 

Wie geht Jesus Christus mit seiner Macht als König um – er sagt ja von sich selbst: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. […] Ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege“ (Joh 18,36*.37*). Das ist die Wahrheit: Mitten in Not und menschlichem Versagen geht Jesus Christus als König den Verlorenen nach – dafür ist er sich nicht zu schade. Er hat die andern im Blick – fürsorglich: „Ich [selbst] werde meine Schafe auf die Weide führen, ich werde sie ruhen lassen – Spruch Gottes, des Herrn. Die verlorengegangenen Tiere will ich suchen, die vertriebenen zurückbringen, die verletzten verbinden, die schwachen kräftigen, die fetten und starken behüten. Ich will ihr Hirt sein und für sie sorgen, wie es recht ist“ (Ez 34,15-16; EÜ 1980). Das Königtum Jesu Christi ist damit kein Machtmissbrauch, sondern der Einsatz seiner Macht – Pro-Existenz – Leben und Dasein für die Menschen. An diesem Königsein Jesus Christi sollen wir Maß nehmen: Leben im Dasein für andere – Pro-Existenz – und nicht ein Leben gegen andere. Genau dafür steht das 1925 eingeführte Christkönigsfest: Nach dem ersten Weltkrieg sollte es dem aufbrechenden Individualismus und Nationalismus entgegenwirken. Besonders die katholische Jugend feierte Christkönig – das christliche Leben im Dasein für die Menschen – als Gegenentwurf zur Ideologie des Faschismus und aufkeimenden Nationalsozialismus: Schwestern und Brüder Jesu Christi statt arischer Herrenrasse und Führerkult. Christkönig ist auch heute mehr denn je ein Bekenntnisfest für gelebte Nächstenliebe – für die „Macht der Liebe“ und nicht für die „Liebe zur Macht“!

 

Für viele ist das Christkönigsfest eine bedrohliche Machtfrage: Christus, der am Ende der Zeit über mich und mein Leben richtet. Das macht ihnen Angst und Druck: Ob ich dem Anspruch Jesu Christi genüge? Ob ich genug getan und Jesus in meinen Schwestern und Brüdern gesehen habe? Nachfolge Jesu Christi bedeutet auch zu urteilen, zu beurteilen, zu richten – nicht über andere; sondern darüber, was in meiner Macht steht und wo meine Grenzen sind. Christus als Richter am Ende der Zeit macht nichts anderes: Er urteilt nicht willkürlich, sondern gerecht und wird mir gerecht. Aus dieser Beurteilung und (Selbst-)Einschätzung heraus kann ich schon zu Lebzeiten handeln und andere richten – nämlich aufrichten in meinem Dasein und meiner Fürsorge für sie in ihren Sorgen und Nöten – gelebte Nähe und Nächstenliebe mit dem nötigen Abstand. Das Regierungsprogramm des Christkönigs wird so zu meinem: Leben in der Pro-Existenz für Menschen, die mich und meine Hilfe notwendig brauchen.   

AMEN.

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