Sonntagsimpuls zum 4. Advent

 

Liebe Freunde und Bekannte,

ich hoffe, es geht Ihnen/Euch gut!

 

Mit großen Schritten eilen wir auf das Weihnachtsfest zu - es wird so anders sein und werden...

... aber es wird werden - und Gott wird an unserer Seite sein: göttlich - gott-menschlich - mitmenschlich.

Vergessen wir nicht, dass Gottes Botinnen und Boten auch in unseren Tagen wirken...

ganz ohne Flügel und Lichtganz - durch die aber Gott und Gottes Wort durchscheint.

Vertiefender Link zum Mitsingen (Gotteslob Nr. 528)

Ich hoffe, dass es jetzt in diesen unruhigen Zeiten, nach allem Umplanen und Neudenken wieder etwas ruhiger wird.

 

Ihnen und Euch allen noch besinnliche und beruhigte Tage auf Weihnachten zu - Tage, in denen wir zur Ruhe kommen und auch Gott in der "stille[n] Nacht" bei uns ankommen kann.

 

+ Gottes Segen für die vor uns liegende Zeit!

Bleiben Sie gesund, hoffnungsvoll und offen für Gott und Mensch!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Dieter G. Jung

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

Die Verkündigung Leonardo Da Vinci Jungfrau Maria ©pixabay  

PREDIGT 4. Adventssonntag LJ B

2 Sam 7,1-5.8b-12.14a.16 + Lk 1,26-38

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche! 

 

Maria und der Engel – Begegnung – Gespräch – Entscheidung – all das steht im Raum – in alten Kirchen im wahrsten Sinn des Wortes: Maria und der Engel sind dort oft als Steinfiguren zu sehen – als einander zugewandte Figuren sind sie an Säulen angebracht. Häufig stehen Maria und der Engel an den Säulen am Übergang vom Kirchenschiff zum Chorraum an der Schwelle von profan und heilig, dem Berührpunkt von „Himmel“ und „Erde“: Gott verlässt den „heiligen Himmel“ und begibt sich auf die „profane Erde“. Und auch das ist neu im Evangelium: Gott kommt zur Erde nicht wie in den antiken Göttererzählungen, um durch arglistige Täuschung oder Frauenraub ein Kind zu zeugen, sondern indem er einen Boten, einen En-gel, sendet. Dieser offenbart Maria Gottes Plan und lässt ihr die freie Entscheidung sich dazu zu verhalten; Gott handelt nicht übergriffig gegen Marias Willen – das ist bei den Figuren in Stein gemeißelt. Maria und der Bote Gottes stehen einander mit Abstand gegenüber – es sind weit mehr als die derzeit gebotenen 1,5 Meter. Zwischen dem Engel und Maria ist viel Raum – Raum, der auf den ersten Blick als „großes Loch“ oder als „ängstliche Leerstelle“ spürbar wird; eine Weite, die nicht einengt, sondern die Maria und uns Raum und Freiheit zum Nachdenken lässt und den Blick weitet.

 

Haben Sie schon einmal einen Engel gesehen? Ich meine keinen aus Stein, Holz, oder Papier – sondern einen „echten“ Boten Gottes, einen Überbringer himmlischer Nachrichten, einen messenger of God? 

 

Die Boten Gottes, die mir begegnet sind, lassen sich nicht in unsere Vorstellungen und Darstellungsformen pressen und Flügel haben sie nie getragen – ganz unterschiedlich waren sie: Freund, Mitmensch, Kritiker oder auch ein „wildfremder Mensch“. Eines aber war immer gleich: Die Initiative ging immer vom Gott aus – nicht von mir: ich war bzw. fühlte mich angesprochen vom Wort Gottes und stellte mich diesem Anspruch – oder auch dem Einspruch (!) Gottes. Das Wort Gottes trifft uns – meist hier in der Kirche, weil hier Zeit und Raum dafür da ist; oft aber trifft es uns wie Maria ganz unerwartet mitten im Alltag – und es betrifft mich. 

 

Das Wort Gottes macht betroffen: Maria erschrickt. Sie ist ganz verunsichert; eine außergewöhnliche Begegnung mit einer ihr unbekannten Person, von der nur der Leser des Evangeliums – nicht aber Maria – weiß, dass es ein Bote Gottes namens Gabriel ist. Und dann diese merkwürdige Anrede „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir“ (Lk 1,28). Maria erschrickt und denkt nach, überlegt, „was dieser Gruß zu bedeuten habe“ (Lk 1,29). Diese Schrecksekunde der Stille füllt den Raum – und ist hörbar. 

Das „Fürchte dich nicht“ (Lk 1,30) des Engels nimmt Maria die Angst und überwindet ihre Sprachlosigkeit – es ist der typische Zuspruch Gottes in vielen Berufungsgeschichten des Alten Testaments; es steht auch hier bei der Anfrage an Maria und auch in den Zumutungen Gottes in meinem Leben. 

Maria fragt nun kritisch nach. Sie denkt mit und bringt mit Verstand ihre Lebensbedingungen und die Gegebenheiten des Menschseins ein: „Wie soll [denn] das geschehen…?“ (Lk 1,34). Auch ich habe bei so manchem Vorhaben, Planungen und Anfragen meine berechtigten Zweifel – und sie dürfen/müssen auch sein: Ich kann nicht zu allem Ja und Amen sagen – vor allem nicht, wenn rational alles oder vieles dagegen spricht. 

 

Die Kraft des Heiligen Geistes, die Wirkmacht Gottes, macht scheinbar Unmögliches möglich – er wirkt auch in meinem Lebensraum: Durch Gottes Geist bin ich wie Maria in anderen Umständen. Ich spüre eine ungeahnte Kraft in mir und in anderen am Werk – und ich bin guter Hoffnung, dass eine Sache, ein Vorhaben, eine Zumutung mit Gottes Hilfe gut werden wird. Allmählich schafft sich – nach anfänglichen Zweifeln und Einwänden – das Vertrauen und die Gewissheit in mir Raum, dass ich wie Maria Ja-Sagen und Zulassen kann. Es ist ein Entscheidungsprozess, der Raum und Zeit braucht – Raum und Zeit zum Nachdenken, zum Erwägen und zum Abwägen der Argumente. Aber auch das ist zu bedenken: Mit meiner Entscheidung – wie immer sie auch ausfällt – fängt das Leben (und der Glaube) erst an: Ich muss mit der Entscheidung leben, sie in die Tat umsetzen, sie gestalten und mit Gottes Hilfe das Beste daraus machen. Zudem muss ich wie Maria die meiste Zeit „ohne Engel“ (vgl. Lk 1,38) leben – nicht enttäuscht, sondern kraftvoll: Ich kann und darf in den Zumutungen des Lebens aus der Kraft Gottes leben und mein Leben mit Gott wagen und gestalten.

AMEN.