Impuls zum Triduum

Liebe Freunde und Bekannte,

 

gestern Abend nach der Abendmahlsmesse und der kleinen Ölbergandacht wollte ich nicht mehr schreiben.

 

Ich war in aller Stille am "Ölberg" im Gebet - ein sehr stiller und nachdenklicher Abend, an dem mich wie damals bei den Jüngern auch der Schlaf übermannt hat..

... deshalb erst heute morgen der Impuls zum gestrigen Gründonnerstag.

 

Gehen wir heute den Weg weiter mit Jesus vom Haus des Pilatus bis nach Golgotha - den Kreuzweg.

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Dieter G. Jung

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

PREDIGT Gründonnerstag - Ex 12,1-8.11-14 + Joh 13,1-15

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche! 

Fastfood. 

 

Sie denken kennen sicher verschiedene Hamburgervariationen mit der großen, mittleren oder kleinen Portion Pommes. Dazu ein Erfrischungsgetränk im Pappbecher – derzeit alles nur zum Mitnehmen. Auch ein Döner, eine Bratwurst unterwegs oder ein Kaffee to go oder die in Coronazeiten gelieferte Pizza – das alles zählt zum Fastfood. Eines ist wichtig: Schnell muss es gehen beim Fastfood: schnell und ohne Aufwand soll das „schnelle Essen“ fertig sein, schnell das Essen runterschlucken – es bleibt kaum Zeit für Begegnung und Gespräche. Schnellimbiss nur keine Zeit verlieren. Der Schnellimbiss – ein Phänomen unserer Zeit?

 

Den Schnellimbiss gibt es auch in der Bibel: Die Lesung aus dem Buch Exodus berichtete davon, wie das Pessachlamm gegessen werden soll: 

Über dem Feuer gebraten und zusammen mit ungesäuertem Brot und Bitterkräutern soll man es essen. […] So aber sollt ihr es essen: eure Hüften gegürtet, Schuhe an euren Füßen und euren Stab in eurer Hand. Esst es hastig! Es ist ein Pessach für den HERRN“ (Ex 12,8.11). 

Warum all die Eile?

 

Das Lamm ist eine wichtige Speise beim jüdischen Pessachfest, das mit dem so genannten Sederabend beginnt. Alle Speisen haben Symbolcharakter: Die Bitterkräuter z.B. erinnern an die bittere und tränenreiche Zeit, als die Israeliten Sklaven in Ägypten waren. Der Pharao wollte sie nicht ziehen lassen. In aller Ausweglosigkeit hofften sie auf den rettenden Gott, der Freiheit und Rettung schenkt, auf JAHWE. Dieser Gottesname ist Programm: ICH BIN DER, ICH BIN DA. Gott war mit seinem Volk und versprach Rettung am Abend des großen Festes. Ungesäuertes Brot wurde gebacken. Es blieb keine Zeit für langgehenden Sauerteig. Alles musste schnell gehen. Alles war in Aufbruchsstimmung. „Du, Gott, stellst meine Füße auf weiten Raum“ – im Psalmvers, mit dem das diesjährige MISEREOR-Hungertuch überschrieben ist, klingt dieser rettende Aufbruch, der Exodus, an; der auf dem Hungertuch abgebildet Fuß kann als Symbol für den eiligen Aufbruch „zu Fuß“ gesehen werden. Daher musste auch das Lamm hastig gegessen werden: gegürtet, mit dem Wanderstab in der Hand und Schuhen an den Füßen, zum Aufbruch bereit. Die Juden feiern jedes Jahr diesen Aufbruch des Gottesvolks und das rettende Eingreifen Gottes als Befreiung aus aller Unterdrückung. 

 

Jesus war Jude und er feiert mit seinen Jüngern das Pessachfest in Erinnerung an den Auszug aus Ägypten und an die Befreiung aus der Sklaverei. Der Wein, den es zu trinken gibt, erinnert an die geglückte Rettung. 

Doch Jesus feiert dieses Erinnerungsmahl nicht auf die Schnelle. Bei Jesus ist es kein Fastfood. Jesus lässt sich Zeit, Zeit für Neues: Brot-Zeit. Am Abend vor seinem Leiden nimmt Jesus Brot und er bricht das Brot. Das Brot bleibt nicht ganz, sondern wird ganz zerbrochen, geteilt, gegeben für andere. Das gebrochene Brot ist Jesus selbst – er selbst ist in ihm ganz gegenwärtig. Das Brot des Lebens wird gebrochen, geteilt. Jesus wird für uns gebrochen und geteilt wie Brot. Er geht den Weg, der ihm bevorsteht und zerbricht am Kreuz, um uns und die Welt zu retten.

 

Auch der Becher mit Wein verweist bei Jesus schon auf die Kreuzigung, auf das Blut, das Jesus dort vergießen wird, zur Vergebung der Sünden. Das Blut ist somit – wie schon in der Lesung – ein Rettungszeichen. 

Dieses gemeinsame Mahl Jesu mit seinen Jüngern, das letzte Abendmahl, schafft Gemeinschaft: es ist kein Schnellimbiss und auch kein Dinner for one. Dieser Neue Bund schafft Verbindung – Communio – Verbindung mit Jesu auch über seinen Tod hinaus. Dieses letzte Abendmahl schafft Verbindlichkeit: Tut dies zu meinem Gedächtnis!

 

Das ist heute: Die Jünger und die Menschen sollen sich an dieses Mahl erinnern. Deshalb feiern wir es heute, deshalb gehen wir heute zum Kommunion, damit wir heute mit IHM und untereinander verbunden sind. Verbundensein mit Jesus, das geht nicht auf die Schnelle. Es ist eine tiefe intensive Beziehung, eine Union von Gott und Mensch: Kommunion. Ich brauche dafür Zeit und Ruhe: Zeit, um Jesus im gebrochenen Brot – und – wenn Corona nicht wäre – auch im geteiltem Wein zu empfangen und innere Ruhe, um Jesus im Gebet zu begegnen. Ich brauche Zeit und Ruhe, um zu begreifen, dass Jesus in die Zerbrochenheit und Zerbrechlichkeit meines Lebens kommt. Er, der Zerbrochene und der Retter, kommt in unsere zerbrochenen und zerbrechlichen Beziehungen, in die Zerrissenheit unserer Familien, auch dorthin wo Hass, Krieg und Streit, wo Krankheit und Einsamkeit ist. 

 

Jesus unterbricht das Mahl und zeigt damit nochmals worauf es ankommt: sich bewusst Zeit zu nehmen nicht nur für die Begegnung mit IHM, sondern auch für die Begegnung mit den Mitmenschen. Jesus beugt sich hinab ins Leben jedes Jüngers und wäscht jedem die Füße. Jesus sieht die Schwielen, die Hornhaut, die krummen Zehen und eingewachsenen Nägel – Füße vom Leben gezeichnet. Jesus kniet sich hin und verneigt sich vor jedem Fuß und den Wegen, die dieser Fuß gegangen ist. Er sieht den ganzen Menschen, der zu diesem Fuß gehört und wäscht allen Schmutz von ihm ab. Jesus schenkt so jedem Menschen Würde und neues Ansehen: Tut dies zu meinem Gedächtnis! Jesus ruft uns nicht nur auf, die Eucharistie zu seinem Gedächtnis zu feiern und die Eucharistie, den Leib (und das Blut) Christi, zu empfangen, sondern auch einander die Füße zu waschen. Das ist unser aller Berufung und unser Auftrag als Christinnen und Christen heute: der Dienst an den Menschen, an ihrem Leben in der Nachfolge Jesu. Dazu stellt er uns alle und unsere Füße auf weiten Raum. AMEN

 

Einführung: 

Gründonnerstag – Nacht der Wandlung: 

Wandlung: aus dem Jubel des Palmsonntag wird bald das Kreuzige ihn des Karfreitag 

Wandlung beim letzten Abendmahl Jesu: Aus Brot wird Jesu Leib 

Wandlung immer auch, wenn wir Eucharistie feiern – durch Jesus das Brot des Lebens sollen auch wir verwandelt werden 

Besinnen wir uns, wo wir schuldig geworden sind, wo wir nicht als neue, durch Jesus Christus verwandelte Menschen gelebt haben. … 

 

Kyrie-Rufe: 

Herr Jesus Christus, du Sohn Gottes hast dich klein gemacht und deinen Jüngern die Füße gewaschen. GLNEU 155 

Herr Jesus Christus, du Sohn Gottes schenkst dich den Jüngern und uns. In gewandeltem Brot und Wein bist du ganz da. GLNEU 155 

Herr Jesus Christus, du Sohn Gottes gibst dein Leben für uns und unsere Sünden hin am Kreuz. GLNEU 155