Predigt- und Wochenimpuls

Liebe Freunde und Bekannte,

liebe Christinnen und Christen,

liebe Glaubende und Zweifelnde,

 

"Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben" (Apg 4,20) - so die Antwort von Petrus und Johannes in der gestrigen Tageslesung auf das Predigt- und Lehrverbot, mit dem sie belegt wurden.

 

"Wir können unmöglich schweigen über das, was wir von Ostern verstanden haben und wo wir im eigenen Leben Auferstehung erleben" - so müsste unsere Antwort als Christen lauten auch und gerade in dieser Coronazeit.

 

"Wir können unmöglich schweigen darüber..." - egal ob Gottesdienste oder Begegnungen abgesagt oder verboten wurden, oder nicht.

Wir dürfen zweifeln und sollen unseren Glauben leben - wir dürfen lebhaft glauben trotz und gerade ob mancher Zweifel.

 

Liedlinks zum Mitsingen:

- Jesus lebt, mit ihm auch ich (GL 336 / 1)

- Freu dich, erlöste Christenheit (GL 337)

 

Anbei die Predigt zum zweiten Sonntag der Osterzeit sowie mein Impuls für die Schulfamilie der Jean Paul Grundschule Schwarzenbach/S., den ich ebenfalls gerne mit Euch teile.

Einen + gesegneten Sonntag und eine gute Woche Ihnen allen!

Bleiben Sie gesund!

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Dieter G. Jung

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

PREDIGT 2. Sonntag in der Osterzeit (B)

Apg 4,32-35 + Joh 20,19-31

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche! 

Lockdown – wir können es nicht mehr hören und viele können auch nicht mehr: Viele sind mütend – des lockdowns und der ständig neuen Maß-nahmen gegen das Virus müde, weil sie nicht greifen und soziale Kontakte auch für die eigene Psyche wichtig sind, und wütend auf die Politik, die scheinbar nichts auf die Reihe bekommt. Viele sagen derzeit: Es ist zu viel, es reicht – die Inzidenzwerte in Stadt und Landkreis Hof steigen ra-sant; für die Stadt gilt eine verschärfte Ausgangssperre und ein Gottes-dienstverbot: Daheimbleiben – nicht rausgehen – Kontakte meiden. Man-che halten sich nicht daran und treffen sich hinter verschlossenen Türen – sieht ja keiner, was da abgeht. Die Zahlen sprechen da eine klare Sprache. 

Ähnlich – wenn auch aus anderen Gründen – die Jünger im Evangelium: Sie treffen sich hinter verschlossenen Türen – heimlich. Ein verbotenes Treffen? Johannes nennt in seinem Evangelium als Grund dafür die „Furcht vor den Juden“ (Joh 20,19) – eine Deutung des Evangelisten, die wohl nicht der Realität entsprochen haben dürfte. Warum also die Ver-schlossenheit? Die Jüngerinnen und Jünger wollen reden – miteinander und ungestört. Sie brauchen einander für die Verarbeitung des Erlebten. Sie wollen alles draußen lassen, was sie in ihrer Traurigkeit und Trauer stören könnte. Verschlossen und eingeigelt in Hoffnungslosigkeit, weil ih-re Hoffnung, Jesus Christus, nicht mehr ist, weil er tot und begraben ist. Die Jünger können nicht mehr; sie können nicht mehr so leben wie zuvor. Wie der Leichnam Jesu im Grab eingeschlossen wurde, haben auch sie sich und ihr Leben eingeschlossen – manche haben vielleicht auch schon mit ihrem Leben abgeschlossen und sehen keinen Sinn mehr im Leben. 

In diese Verschlossenheit und Todesstarre kommt Bewegung und Leben: Jesus kommt aus dem verschlossenen Grab heraus und steht auf zu neu-em Leben – und Jesus kommt in die Verschlossenheit und Traurigkeit der Jüngerinnen und Jünger hinein; mehrmals tritt er in ihre Mitte und durchbricht ihre Isolation und ihre selbst auferlegte Quarantäne. Jesus wünscht ihnen „Frieden“ – das meint im Sinn des hebräischen „Shalom“ auch „Wohlergehen“ und „Rettung“. Der Auferstandene will, dass die Jüngerinnen und Jünger „durch den Glauben [an seine Auferstehung] Leben hab[en] in seinem Namen“ (Joh 20,31). Der Heilige Geist, den er ihnen zuhaucht, soll sie ins Leben führen und alles Sündhafte, was am Leben hindert, überwinden: Neuer Lebensmut statt Lebensmüdigkeit! 

Freude bei denen, die das erleben, und Zweifel bei Thomas und bei uns, die nicht dabei waren: Können wir das glauben? Wie können wir begrei-fen? Die Möglichkeit den Auferstandenen leibhaftig zu berühren fällt ja aus – und ob Thomas es getan hat, darüber schweigt das Evangelium. Fest steht: Thomas hat in der Begegnung mit Jesus seine Fragen und 

Zweifel überwunden. Er hat mit Herz und Verstand begriffen, geglaubt und bekannt: „Mein Herr und mein Gott“ (Joh 20,28). Auch hierfür ging die Initiative von Jesus aus: Der Auferstandene ist auf ihn zugegangen, hat alle Barrieren und Hindernisse überwunden, ist in sein Leben ge-kommen und hat sich den Zweifeln und Fragen des Thomas gestellt. 

Jesus kommt auch in mein Leben, in meine Verschlossenheit, in meine Ängste und Zweifel. Er ist da und für mich da – wir alle und unser aller Leben sind ihm wichtig. Der Auferstandene hält diese Beziehung zu mir am Leben. Er schenkt mir Ansehen und will, dass ich lebe und dass es mir gutgeht – sein österliches „Shalom“ gilt auch mir. Ich kann dieses neue Leben spüren, wenn ich mich nicht verschließe für die Zeichen der Hoffnung und des Lebens, die er mir als der auferstandene Gekreuzigte zeigt. Wie Thomas zeigt er (im heutigen Evangelium und in figürlichen Darstellungen in unseren Kirchen) mir seine Wundmale und die Verwun-dungen durch die Kreuzigung. Jesus will in mir Verwunderung bewirken und meinen Glauben an das Wunder der Auferstehung stärken. Er weckt in mir neuen Glaubens- und Lebensmut und schenkt mir seinen Heiligen Geist. Der Auferstandene gibt mir so Anteil an seinem österlichen Leben, an seiner Auferstehung, gerade in dieser beschwerlichen und zermürben-den Zeit. Dem kann und will ich mich als Christ, als Jünger Jesu, nicht verschließen, sondern leben in seinem Namen und aus seiner Kraft. 

AMEN

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