Sonntags- und Wochenimpuls

Liebe Freunde und Bekannte,

liebe Christinnen und Christen,

 

den Glauben leben: glaubhaft leben und lebhaft glauben, darauf kommt es an.

Manchmal haben wir so unsere Zweifel...

 

... aber wir sollen und dürfen über das, was wir vom Evangelium, von der Frohen Botschaft, von der Auferstehung Jesu Christi verstanden haben, nicht schweigen.

 

Wie sollen und dürfen Zeugen und Botschafter des Lebens sein - gerade in der Woche "Woche für das Leben", die in diesen Tagen in ökumenischer Verbundenheit gefeiert wird.

Es geht um erfülltes Leben und um Leben bis zuletzt - begleitet und gepflegt durch die Hand von Menschen bis zum natürlichen Tod: Leben vor dem Tod in christlicher Nächstenliebe.

 

Wir Christen glauben, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist, sondern dass das Leben durch den Auferstandenen und die Auferstehung auch für uns eine Zukunft hat: Leben nach dem Tod durch Jesus Christus.

 

Liedlink: Jesus lebt, mit ihm auch ich (GL 336)

Mit diesem Lied verabschiede ich mich für zweieinhalb Wochen.

 

Ich werde mich nochmals einer Operation unterziehen und bitte um Ihr Gebet.

Vergelt's Gott!

Bleiben Sie gesund und seien Sie von Gott behütet!

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Dieter G. Jung

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

PREDIGT 3. Sonntag in der Osterzeit (B)

Apg 3,12a.13-15.17-19 + Lk 24,35-48

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!

 

Zeugen kommt bei Streitfällen oder vor Gericht eine wichtige Aufgabe zu: mit ihren Aussagen sollen sie helfen, Sachverhalte zu klären und die Wahrheit herauszufinden. Augenzeugen können einen Tathergang schildern und Ohrenzeugen Gehöres zu Protokoll geben, weil sie es mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört haben. Deshalb gibt es bei einer Trauung auch Trauzeugen, die gesehen und gehört haben, wie sich Mann und Frau getraut und einander das Ja-Wort gegeben haben. 

 

Für den Tathergang der Auferstehung Jesu besteht das Problem: es gibt keine Zeugen. Keiner war dabei, wie Jesus von den Toten auferweckt wurde. Keiner hat gesehen, wie der schwere Stein von der Graböffnung weggewälzt wurde – es geschah im Dunkel der Nacht. Einzig die Nacht war Zeuge, wie es das feierliche Exultet in der Osternacht besingt: „O wahrhaft selige Nacht, dir allein war es vergönnt, die Stunde zu kennen, in der Christus erstand von den Toten.“ Die Nacht war Zeuge der Auferstehung, ein schweigsamer Zeuge, der die Wahrheit für sich behält, der sich in Schweigen hüllt und das Geheimnis der Auferstehung nicht preisgibt. Wer könnte also die Auferstehung glaubwürdig bezeugen? – Keiner. 

 

Und doch gibt es Zeugen: Augen- und Ohrenzeugen des Auferstandenen

Aber die Jünger trauen ihren Augen und ihren Ohren nicht: Den ganzen Weg nach Emmaus geht der Auferstandene mit ihnen und erklärt ihnen die Schrift, aber sie erkennen ihn nicht. Erst beim Brechen des Brotes gehen ihnen die Augen auf: der so vertraute Fremde ist Jesus Christus. Er, der tot im Grab lag, lebt! Die anderen Jünger haben da so ihre Zweifel und haben Rede- und Klärungsbedarf: sie glauben der Zeugenaussage der Emmausjünger nicht. Als ihnen der Auferstandene leibhaftig begegnet, erschrecken sie. Deshalb ist Ostern für die Jünger ein Glaubensprozess, bei dem immer wieder Zweifel und Fragen auftauchen. Die Jünger sind im heutigen Evangelium sprachlos, weil ihre bisherigen Erfahrungen gegen die Auferstehung sprechen. Es braucht neue Lebenserfahrung, die ihnen die Augen öffnet. Und es braucht viel Mut, weil die Begegnung mit dem Auferstandenen kein realitätsfremdes Ereignis ist, sondern ihr Leben angeht und verändert. 

 

Die Art und Weise, wie die Jüngerinnen und Jünger den Auferstandenen erleben, beweist alles: die Wundmale bezeugen den jetzt Auferstandenen als den damals Gekreuzigten; das Essen eines gebratenen Fischstücks vor ihren Augen zeigt, dass er wirklich lebt – Jesus ist kein Geist, keine Einbildung, kein Hirngespinst. Beim Essen und beim Miteinander Essen, beim Mahl-Halten, erkennen die Jünger Jesus – sie erinnern sich zurück ans letzte Abendmahl. Und sie erkennen, dass das Mahl Beziehung stiftet und den Glauben an den Auferstandenen wachsen lässt. Die Jüngerinnen und Jünger werden durch das Mahl-Halten mit Jesus zu Zeugen des Auferstandenen und damit letztlich auch zu Zeugen der Auferstehung. „ Ihr seid Zeugen dafür“ (vgl. Lk 24,48), trägt Jesus den Jüngerinnen und Jüngern auf. 

 

Und wir? Seit meiner Erstkommunion bin ich zigmal zum Tisch des Herrn gegangen – wie die Jünger hatte auch ich meine Zweifel und Fragen. Jesus Christus lädt mich ein, Mahl mit ihm zu halten. Er spricht zur mir im Wort des lebendigen Gottes, in den Texten der Bibel. Er erklärt mir – auch wenn ich nicht immer alles verstehe – wie den Jüngern den Sinn der Schrift: warum Jesus Christus leiden und sterben musste. Im gebrochenen Brot begegnet er mir – im gebrochenen Brot, das an die Gebrochenheit Jesu Christi am Kreuz erinnert – im gebrochenen Brot, das miteinander geteilt und an die Gottesdienstbesucher und die Kranken verteilt wird – im gebrochenen Brot, das Jesus Christus selber ist; da gehen mir die Augen auf und ich erkenne im gebrochenen Brot den Auferstandenen. Jesus will uns so hineinführen in das Geheimnis unseres Glaubens: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ Dafür sind wir alle Zeugen, die heute diesen Sonntagsgottesdienst feiern. Unser Glaube wächst umso mehr und unser Zeugnis wird umso glaubwürdiger, je öfter wir dem auferstandenen Gekreuzigten in der Feier der hl. Messe oder beim Lesen der Bibel begegnen. Dann sind wir wie die Jüngerinnen und Jünger glaubwürdige Augen- und Ohrenzeugen des Auferstandenen und bezeugen: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ AMEN