PREDIGT

Liebe Freunde und Bekannte,

 

liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus, am Sonntag hat St. Konrad in Hof Kirchweih (nach)gefeiert und viele Pfarreien in Bayern haben den allgemeinen Kirchweihsonntag begangen.

 

Das Hirtenwort von Erzbischof Schick zum Verständnis von "Kirche-Sein" passte da gut dazu (vgl. Anhang)

Wie verstehe ich mich als Teil der Kirche vor Ort, der diözesanen Ortskirche und der Weltkirche.

Kirche nicht nur das Haus aus Stein und mehr als das Haus als lebendigen Steinen, ja als "Volk Gottes unterwegs unter der Führung des Heiligen Geistes".

 

Als Einstimmung eine Strophe eines klassischen "Kirchweihliedes":

"Sein wandernd Volk will leiten der Herr in dieser Zeit;

er hält am Ziel der Zeiten dort ihm sein Haus bereit.

Gott, wir loben dich, Gott, wir preisen dich.

O lass im Hause dein und all geborgen sein." (GL 478 / 5)

 

Ihnen allen wünsche ich die Freude am Glauben und gemeinsam Kirche sein - ohne Sie würde der Kirche etwas fehlen!

 

Bleiben Sie gesund und behütet - seien Sie von Gott gesegnet!

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Dieter G. Jung

 

Leitender Pfarrer im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land

Richard-Wagner-Straße 2

95126 Schwarzenbach a. d. Saale

Tel.: 09284 / 327     Fax: 09284 / 4663

Predigt 29. Sonntag i. JK; LJ B

 

Liebe Schwestern und Brüder!

An diesem Sonntag wird der von Papst Franziskus gewünschte „synodale Prozess“ in allen Bistümern weltweit begonnen. In diesem Anliegen wende ich mich an Sie alle und bitte, daran mitzuwirken.

Papst Franziskus möchte, dass die ganze Kirche zu einer synodalen Kirche wird. Ziel des Prozesses ist, mehr Gemeinschaft in der Kirche, mehr Teilhabe am Leben und Wirken der Kirche und mehr Mission der Kirche in allen Gesellschaften, der ganzen Menschheit und der Schöpfung zu erreichen. Diese drei Themen verfolgen bereits sowohl die Kirche in Deutschland unter dem Leitwort „Gemeinsam Kirche sein“ und mit dem „Synodalen Weg“ als auch unser Erzbistum Bamberg mit dem Prozess „Erzbistum mitgestalten“. Papst Franziskus verlangt von uns also nicht Neues und Anderes, sondern Verstärkung und Vertiefung dessen, was wir bereits tun!

 

Was bedeutet Synodalität und synodale Kirche? Der Begriff kommt aus dem Griechischen und meint – wörtlich übersetzt – gemeinsam auf einem Weg gehen. Schon im Neuen Testament wird die Kirche einfach der „Weg des Herrn“ (Apg 18,25) oder der „Weg Jesu“ (Apg 19,9) genannt. Diesen mitzugehen, laden die Apostel die Juden und Heiden ein. Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Kirche als „wanderndes Gottesvolk auf dem Weg“ bezeichnet.

 

Synodalität und synodale Kirche sind also der Normalfall des kirchlichen Lebens! Aber in der Vergangenheit waren wir zu wenig als Christinnen und Christen gemeinsam auf dem Weg, waren zu wenig Weggefährten. Vor allem im vorletzten Jahrhundert gab es eine „Hierarchisierung der Kirche“. Bischöfe, Priester, Ordensleute und andere Hauptamtliche hatten allein das Sagen, das Volk Gottes hatte zu hören und zu gehorchen. Diese Abkehr von der synodalen Kirche hat in Sackgassen geführt und auch den Machtmissbrauch im sexuellen, im geistlichen und materiellen Bereich begünstigt. Wir sollen und müssen verstärkt synodale Kirche werden, in der möglichst alle Christinnen und Christen sich begegnen und einander zuhören, miteinander auf Gottes Wort hören und Gottesdienst feiern, mitreden, mitentscheiden und mitanpacken.

 

Ein paar konkrete Anregungen dazu: Jede Familie ist Kirche, „Hauskirche“, wie das Zweite Vatikanische Konzil sagt. Ich bitte Sie und Euch, liebe Eltern und Kinder, auch mit den Großeltern und den Verwandten, Eure Gemeinschaft untereinander zu stärken in der gegenseitigen Liebe, der Hilfsbereitschaft, im Einander-Zuhören und Miteinander-Entscheiden, was für jeden von Euch und für Euch alle zusammen das Beste ist. Nehmt gegenseitig teil an Eurem Leben und interessiert Euch füreinander, helft Euch, dass jeder das Leben findet, das Gott für ihn will und vorgesehen hat. 

 

Ihr habt auch eine Sendung für Eure Nachbarschaft und Eure Pfarrei, den Seelsorgebereich, für Eure Mitschülerinnen und Mitschüler, Eure Arbeitskolleginnen und -kollegen. Ihr sollt am Leben der Kirche zum Beispiel als Ministrantinnen und Ministranten, Lektorinnen und Lektoren, im Pfarrgemeinderat, in der Kirchenverwaltung und anderen Ehrenämtern teilnehmen und durch Euer Leben die Frohe Botschaft den Menschen vermitteln. Familie, Hauskirche, synodale Kirche!

 

Die Pfarrgemeinderäte und Seelsorgebereichsräte sollen mehr Gemeinschaft untereinander pflegen und noch mehr teilnehmen am Leben und Wirken der ganzen Erzdiözese. So sind sie synodale Kirche und fördern die Synodalität in ihren Bereichen! 

 

Das gilt auch für die Kirchenverwaltungen. Über Gebäude, Geld, alles Materielle soll in guter Gemeinschaft beraten und entschieden werden. Mit den Gebäuden, mit dem Geld und den Gütern wird das Leben und die Sendung der Kirche ermöglicht. 

 

Die Pastoralteams arbeiten zurzeit mit den Leitenden Pfarrern und engagierten Ehrenamtlichen daran, für ihren jeweiligen Seelsorgebereich ein Pastoralkonzept zu erstellen. Bei der pastoralen Neuausrichtung geht es um nichts weniger als um die Zukunft von Seelsorge und Kirche in einer Epoche starker Veränderungen und Herausforderungen. Ich bitte Sie, in den Pastoralteams die Synodalität zu stärken. Das wird Ihnen helfen, gute und tragfähige pastorale Konzepte zu erarbeiten.

 

Auf Diözesanebene kann die Zusammenarbeit vom Diözesanrat und Diözesansteuerausschuss mit der Diözesanleitung ebenfalls synodaler werden, damit das ganze Erzbistum noch besser den Menschen zu Diensten sein kann. Ich bitte alle Gremien im Erzbistum und jede Einzelne und jeden Einzelnen, sich auf die drei Aufgaben Gemeinschaft, Teilhabe und Mission zu konzentrieren.

 

Selbstverständlich gehört zum synodalen Prozess auch die Ökumene. Mit den evangelischen und orthodoxen Christen sowie allen Getauften, ihren Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften sollen die Beziehungen immer mehr vertieft werden. Synodalität wirkt für die Einheit aller Christen in der einen Kirche Jesu Christi! 

 

Papst Franziskus trägt allen Christinnen und Christen auf, Wege zu finden und zu beschreiten, um am Leben der Kirche und ihrer Sendung aktiv teilzunehmen: die Frohe Botschaft zu verkünden, die Sakramente und Gottesdienste zu feiern sowie Gemeinschaft im Glauben, in der Hoffnung und der Liebe zu bilden. 

 

Das ist auch das Ziel des Synodalen Wegs in Deutschland mit den vier Foren „Macht“, „Frauen in der Kirche“, „Priesterlicher Lebenswandel“ und „Sexualität“. Der Papst bremst ihn [= den deutschen synodalen Weg] nicht aus, sondern fördert ihn. Bei noch mehr Gemeinschaft unter den Synodalinnen und Synodalen, durch bewusstere Teilhabe an der Sendung der Kirche kann über diese wichtigen Themen noch intensiver beraten und entschieden werden für eine nachhaltige Reform. So kann die Kirche wieder mehr Vertrauen in der Gesellschaft und unter den Menschen gewinnen und den Dienst Jesu der hilfreichen Liebe für das Wohl und Heil aller erfüllen. So verlangt es auch Jesus im heutigen Evangelium: „Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,43-45).

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Beim Schreiben dieses Hirtenwortes geht mir aber auch erneut auf, dass wir schon gute Gemeinschaft, lebendiges kirchliches Leben und viele Aktivitäten haben. Dafür bin ich sehr dankbar. Wir sind schon synodale Kirche im Erzbistum – mit Luft nach oben!

 

Ich danke allen, die teilnehmen am Auftrag und der Sendung der Kirche durch ihre Mitarbeit, durch ihr Beten und Mitfühlen. Ich bin froh und dankbar für das, was ich in den bald 20 Jahren als Erzbischof in unserem Erzbistum erlebt habe und erlebe. Vergelt´s Gott! Die guten Erfahrungen in der Vergangenheit machen mich zuversichtlich für die Zukunft.

 

Natürlich weiß ich, dass nicht alles „rundläuft“ und dass auch ich und wir in der Leitung nicht immer das Beste getan und gewirkt haben. Menschen sind wir und bleiben wir! Aber wir sind auf dem Weg und wollen unsere synodale Weggemeinschaft stärken, damit wir noch mehr Gemeinschaft haben, noch mehr Teilhabe spüren und noch mehr die Mission wahrnehmen.

 

Deshalb bitte ich Sie, die Einladung des Heiligen Vaters zu dem synodalen Prozess anzunehmen und sich auf den Weg zu machen. Es ist der Heilige Geist, der uns dabei führt. 

 

Nehmen Sie in der kommenden Zeit auch immer wieder das Anliegen synodale Kirche in Ihr persönliches Gebet hinein. Ich bitte alle, die Gottesdienste vorbereiten, in den Fürbitten für den synodalen Prozess zu beten und auch gesonderte Gottesdienste in den Seelsorgebereichen dafür zu feiern. Mit dem Heiligen Geist kann er gelingen, schreibt der Papst. Davon bin auch ich überzeugt.

 

So grüße ich Sie und Euch herzlich und segne alle: Im Namen des + Vaters und des + Sohnes und des + Heiligen Geistes. Amen.

Ihr Erzbischof 

Dr. Ludwig Schick

 

Dieses Wort ist am Sonntag, 17. Oktober 2021, in allen Gottesdiensten, auch in den Vorabendmessen und Wort-Gottes-Feiern, zu verlesen.