Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,
liebe Freunde und Bekannte,
liebe E-Gemeinde,
als ich in der vergangenen Woche der Kassiererin im Supermarkt „Frohe und gesegnete Ostern“ wünschte, sagte eine Frau hinter mir in der Schlange: „Ostern ist doch schon vorbei! Jetzt ist bald Pfingsten!“
Meine Antwort: „Ostern fängt jetzt erst an – bzw. hat mit dem Osterfest angefangen!
Wir feiern insgesamt 50 Tage Ostern! Und bis Pfingsten sind es noch 48 Tage!“
Die Frau sah mich verdutzt an und die Kassiererin lächelte…
Viele haben Ostern längst abgehakt und sind wieder im Alltag wie die Jünger, die Fischen gegangen sind, oder haben sich eingeigelt, wie die Jünger, die die Türen hinter sich verschlossen haben.
Doch Ostern und der Auferstandene bricht ins Leben der Jüngerinnen und Jünger und auch in unser Leben.
Davon singt das Folgende Lied (GL 472) – hier er Lied-LINK zum Mitsingen.
Nochmal ein „farbiger“ Impuls für die Woche (vgl. PDF-Anhang) zum Evangelium des „Weißen Sonntags“ (Joh 20,19-31).
Schlagen Sie doch einfach mal in Ihrer Bibel nach und suchen und lesen Sie im Johannes-Evangelium im Kapitel 20 die Verse 19-31.
Glaubhaft leben – lebhaft glauben!
Ihnen und Euch allen „Auferstehungserfahrungen“ mitten im Alltag!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter G. Jung
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
Predigt 2. Sonntag in der Osterzeit (C)
Offb 1,9-11a.12-13.17-19 + Joh 20,19-31
Was verleiht dem sogenannten Weißen Sonntag seinen „farbigen“ Namen? Eine Frage, die auch Günter Jauch bei „Wer wird Millionär?“ stellen könnte. Wissens Sie’s? Was verleiht dem Weißen Sonntag seinen Namen?
- Das Weiß der zu dieser Zeit blühenden Kirsch- und Apfelbäume?
- Das weiße Taufkleid der in der Osternacht getauften Christen?
- Der weiße Schnee, der bei der erstmaligen Feier gefallen ist?
- Die weißen Schafe, die an diesem Tag auf die Weide gebracht wurden?
Wissens Sie’s? Was verleiht dem „Weißen Sonntag“ seinen Namen?
Das Eingangslied hat die Antwort schon verraten: „Zum Mahl des Lammes schreiten wir mit weißen Kleidern angetan“ (Gotteslob 642). Bis zu zum Sonntag nach Ostern, dem Weißen Sonntag, trugen die in der Osternacht Getauften die weißen Taufkleider und gingen in diesem Festgewand der Christen zum ersten Mal zum Tisch des Herrn: „Zum Mahl des Lammes schreiten wir mit weißen Kleidern angetan.“ Am Weißen Sonntag wurde und wird nicht nur am vielen Orten Erstkommunion gefeiert, sondern dieser Tag baut auch eine Brücke vom Osterfest in den Glaubensalltag – dorthin, wo sich der in der Taufe empfangene und durch Gespräche vertiefte Glaube bewähren muss: Glaubst du das, was du in der Taufe und an Ostern gefeiert hast?
Der Apostel Thomas wird uns im Evangelium als Zweifler im Glauben und als Vorbild im Glauben vorgestellt. Die ängstlichen Jünger verkriechen sich und igeln sich ein. Der Auferstandene kommt in ihre Verschlossenheit und zeigt, wie Ostern verändert, ohne das Bisherige zu verdrängen: Er trägt weiterhin die Wundmale der Kreuzigung. Er ist der auferstandene Gekreuzigte – kaum zu glauben. Unter den Jüngern erweist sich der größte Zweifler, der „ungläubige Thomas“, als der Gläubigste: Thomas will kein oberflächliches Wunder; er kann nicht einfach an die Auferstehung Jesu glauben; er will die Wundmale sehen und sie begreifen – geistlich und mit den Händen. Ob Thomas es gewagt hat, die Finger in die wunden Punkte seines Glaubens zu legen, ob er die Finger in die Wundmale des auferstandenen Gekreuzigten gelegt hat, lässt die Bibel offen. Aber sein Bekenntnis reicht in die Tiefe: niemand sonst (außer dem heidnischen Hauptmann in Mk 15,39; Mt 27,54) bezeichnet in den Evangelien Jesus als Gott(es Sohn). Thomas spricht das aus: „Mein Herr und mein Gott“ (Joh 20,28). Aus dem „ungläubigen Thomas“ wird der „gläubige Thomas“. Die Sympathie des Auferstandenen für den „Zweifler“ ist deutlich zu spüren: Jesus Christus lässt die Zweifel des Thomas zu und wertet sie nicht negativ ab. Es scheint fast, dass er den Mut des Thomas gutheißt, seine Glaubenszweifel offen und ehrlich auszusprechen. Der Auferstandene will einen Glauben, der in die Tiefe geht und aus der Tiefe des Herzens kommt. Genau das ist es bei Thomas – ein Glaubensbekenntnis aus tiefstem Herzen: „Mein Herr und mein Gott“ (Joh 20,28).
Was kann das für meinen Glauben bedeuten?
Thomas hatte den Vorteil, dass der Auferstandene ihm begegnet ist – leibhaftig, von Angesicht zu Angesicht. Doch der Auferstandene gibt auch mir – ja uns allen, die im Heute leben – im Evangelium eine Botschaft mit. „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“ (Joh 20,29).
„Nicht sehen und doch glauben“ (Joh 20,29) meint keinen Glauben, der ohne (Nach-)Denken auskommt. Es ist vielmehr ein Glaube, der mit allen Sinnen sucht, der hinterfragt und hinter der Dunkelheit von Leid und Tod das Licht von Ostern zu erkennen vermag. Dazu braucht es Geist und Verstand – den Geist der Erkenntnis, den der Auferstandene den Jüngern zärtlich zuhaucht: „Empfangt den Heiligen Geist!“ (Joh 20,22). Uns allen ist dieser Geist Gottes in Taufe und Firmung geschenkt. Das weiße Taufkleid, das dem Symbol des Heiligen Geistes, der weißen Taube, gleicht, erinnert uns daran, dass wir die uns geschenkten Geistesgaben nutzen sollen, um die Angst zu überwinden und Zweifel zuzulassen, um immer tiefer zu verstehen und zu glauben. „Noch viele andere Zeichen“ (Joh 20,30) sind nach dem Zeugnis des Johannesevangeliums geschehen und geschehen immer noch: Zeichen, Wunder und Beweise, dass Jesus Christus lebt und auch heute noch wirkt. Auf mich, auf uns und auf alle gläubigen Zweifler und zweifelnden Gläubigen wartet – wie auf Thomas (und den heidnischen Hauptmann) – eine lebenslange Entdeckungsreise des Glaubens und mein persönliches Glaubensbekenntnis, das ich heute in aller Stille vor Gott aussprechen: kurze Stille Amen.