Doppelpack

Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,

liebe Freunde und Bekannte,

liebe E-Gemeinde,

 

sehr dicht sind diese Tage – für viele Urlaub oder (Schul-)Ferien.

Für mich Wallfahrt und Dreifaltigkeitsfest, Fronleichnam mit Agape/Pfarrfest „meinen“ drei Gemeinden –

jedes Mal anders, aber jedes Mal schön, weil Menschen sich einbringen –

DANKE allen Helferinnen und Helfern für ein gutes Gelingen und einen reibungslosen Auflauf,

weil Menschen ihren Glauben bezeugen –

DANKE allen Beterinnen und Betern und allen, die sich in verschiedenen liturgischen Diensten eingebracht haben,

weil Gemeinschaft mit Gott/Jesus Christus und untereinander spürbar war und ist –

DANKE allen dafür (… auch für die Wallfahrerinnen und Wallfahrern, mit denen ich am Freitag in Marienweiher den Wallfahrtsgottesdienst feiern durfte – danke für die Freundschaft und Verbundenheit mit Menschen meiner „Praktikumspfarrei“…)

 

Zusammenwirken, Zusammenhalten, Zusammenwachsen – zusammen Wachsen.

Dazu der Lied-LINK „ZusammenWachsen“.

 

… und auch die Predigten „im Doppelpack“ zum Nachlesen und Nachdenken.

 

Ihnen/Euch allen einen schönen Sonntagabend und eine gesegnete Woche!

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Dieter G. Jung

Stellvertreter des Leitenden Pfarrers

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land

zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

Predigt   Dreifaltigkeitssonntag LJ A

Ex 34,4b.5-6.8-9 + Joh 3,16-18

Liebe Wallfahrer, liebe Schwestern und Brüder!

Die jährliche Wallfahrt nach Gößweinstein ist für mich immer eine Herausforderung – nicht nur körperlich: Wechselnde Pfade: Schatten und Licht, alles ist Gnade fürchte dich nicht. Zu Fuß unterwegs durch die blühende Natur – die Kühles des Morgens – die Sonnenhitze des Tages – der kühlende Wind – schmerzende Füße und mache haben auch Blasen.

Eine Herausforderung, auf die sich viele freuen: die Begegnungen mit Wallfahrern, die man das Jahr über nicht sieht (nicht nur auf der „eigenen“ Wallfahrt): gemeinsames Gebet und Gespräche – gemeinsame Wegstrecken und Pausen – mit einander gehen – das Leben und den Glauben teilen; das gilt nicht nur für Wallfahrer, sondern für uns alle, die wir gemeinsam im Leben und Glauben unterwegs sind, und die wir uns zum Gottesdienst treffen.

Eine Herausforderung für mich diesmal, die sich beim abendlichen Bier ergab: Deine Predigt muss auf einen Bierdeckel passen und soll – wie im letzten Jahr – ein „Hit“ sein, damit sie auch im Alltag hängenbleibt.

Ich habe mich an den umstrittenen Wiesenhit „Layla“ gewagt – und ich habe bewusst einen anderen Text über die eingängige Melodie gelegt, weil ich mich als Katholik, Priester und Kirchenmann klar von dem sexistischen Inhalt von „Layla“ distanziere. Bleibt meine Hoffnung, dass der neue Text von den Menschen angenommen und verinnerlicht, mitgesungen und damit das Geheimnis unseres Gottes verkündet wird:

Ich hab ’nen Gott

und der ist dreifaltig einer

wunderbar ist er wie keiner

barmherzig, gnädig ist mein Gott:

Gott Vater – da für mich in jeder Not.

Ich glaub an Gott

und der ist dreifaltig einer

wunderbar ist er wie keiner:

Er ist die Liebe in Person,

Jesus Christus, Mensch und Gottes Sohn.

Ich liebe Gott

und der ist dreifaltig einer

wunderbar ist er wie keiner:

Der Geist in mir, er treibt mich an,

damit ich Gutes wirken kann.

Ja, ich glaube an den dreifaltig-einen Gott, der eben nicht einfältig ist, sondern vielfältig ist, dessen liebevolles Wirken sich immer wieder neu zeigt:

Ich glaube an den dreifaltig-einen Gott, den guten Vater über mir:

Kein Übervater, sondern Gott der schützend für uns da ist. Gott, zu dem wir als Wallfahrer wie Mose auf den Berg als Ort der Gottesbegegnung hinaufsteigen (vgl. Ex 34,4) – zu Gott, zu dem unser Gebet aufsteigt – zu Gott, der uns entgegenkommt und sich auf Mose und auf uns einlässt (vgl. Ex 34,5). Gott, der einen Namen hat, der Programm ist: Jahwe – die Einheitsübersetzung schreibt „Herr“ – der „ich bin der, ich bin“: Ich bin für euch da, für eure Sorgen und Nöte; ich habe ein Ohr für Euch. Mein Wesen ist Barmherzigkeit und Güte. Ich bin kein strafender, sondern der liebende Gott.

Diesen Gott lädt Mose ein: „ziehe doch mit uns“ (vgl. Ex 34,9). Das pilgernde Volk mit Gott in der Mitte – ein Bild, das auf dem II. Vatikanischen Konzil auch für uns als Gemeinde und für uns als Kirche wiederentdeckt wurde.

Ich glaube an den dreifaltig-einen Gott, den Sohn Gottes neben mir:

Gott sendet seinen Sohn, Jesus Christus, in die Welt, nicht um sie zu überwachen oder zur richten, sondern um sie zu retten (vgl. Joh 3,17). Der Mensch richtet sich durch sein Tun selbst (vgl. Joh 3,18). Jesus steht als mitmenschlicher Bruder an unserer Seite: Er begleitet auf Augenhöhe unseren Lebens- und Glaubensweg; er gibt Halt und Orientierung. Jesus ermutigt mich, für meine Mitmenschen Wegbegleiter im Leben und Wegbereiter zum Glauben zu sein: ich kann andere mit Jesus Christus in Kontakt bringen.

Ich glaube an den dreifaltig-einen Gott, den Heiligen Geist in mir:

Gott ist durch seinen Geist wirkmächtig in mir und durch mich. Die Geistesgaben, die Gott in mich hineingelegt hat, sind Gaben und Aufgaben: Ich habe die Verantwortung meine Begabungen einzusetzen in Kirche und Welt. Ich soll mich einsetzen für den Erhalt der Schöpfung, für den Frieden, für ein Klima der Nächstenliebe und Toleranz. Der Heilige Geist ermutigt mich dazu, mit vielen anderen Menschen, an vielen verschiedenen Orten, viele kleine Schritte zu tun, um das Gesicht der Welt zu verändern.

Ich glaube an den dreifaltig-einen Gott, den Gott meines Lebens.  

AMEN.

 

Predigt      10. Sonntag in Jahreskreis im LJ A

1 Kor 10,16-17 (Fronleichnam)/Hos 6,3-6 + Mt 9,9-13

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!

In an out: wir feiern heute in Oberkotzau keinen indoor-Gottesdienst, sondern outdoor die Eucharistie: für alle sichtbar, nicht nur für die, die sonntags immer in die Kirche kommen, sondern auch für die, die mit dem Auto vorbeifahren zum Brötchenholen oder zu einem Ausflug. Die Sonntagseucharistie ist rückgebunden an das letzte Abendmahl: Wir feiern sie heute nicht „im Abendmahlsaal“, sondern draußen, inmitten der Alltagswelt. Wie feiern das Fronleichnamsfest (nach) und gehen raus, wir gehen auf die Plätze und Straßen und leben unseren Glauben an Jesus Christus, der in unserer Mitte und die Mitte unseres Glaubens ist. „Fronleichnam“ bedeutet „lebendiger Leib des Herrn“: Jesus Christus lebt seinem Wort und in der Eucharistie, im Brot des Lebens und im Wein der Freude, mitten unter uns – und wir leben aus Ihm und seinen Worten – oftmals ist dies eine Herausforderung.

Herausgefordert durch sein Wort: „Folge mir nach!“ (Mt 9,9). Jesus fordert nicht nur den Zöllner Matthäus im heutigen Sonntagsevangelium zur Nachfolge heraus, sondern jede und jeden von uns. Wir sollen nicht blind hinter Jesus Christus hertrotten, sondern seinem Evangelium der Liebe, der Menschenfreundlichkeit und Barmherzigkeit „Beine machen“, mit Jesus gehen und Ihn und seine Botschaft in unserem alltäglichen Leben bezeugen.

Wer Jesus Christus nachfolgt, wer an Ihn und seine Worte glaubt, ist in und nicht out – viele Menschen sehen das anders und lehnen Kirche, den christlichen Glauben und damit letztlich Jesus Christus ab. In ihren Augen sind wir out, von gestern – und es gehört eine große Portion Mut dazu, zu Jesus Christus zu stehen und sich als gläubigen und praktizierenden Katholiken zu outen: Ja, ich gehöre dazu zur katholischen Kirche und ich lebe meinen Glauben nicht nur sonntags in der Kirche, sondern auch draußen im Alltag.

Wenn wir auf das heutige Sonntagsevangelium schauen, dann is(s)t Jesus nicht nur mit den Jüngern drinnen im Abendmahlsaal, sondern auch bei und mit denen, die out sind. Jesus ruft den, der in den Augen der anderen out und damit außen vor ist, hinein in seine Nachfolge: Matthäus, den Zöllner, den Halsabschneider und Betrüger, mit dem die anderen nichts zu tun haben wollen und aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen ist – ausgerechnet ihn. Jesus is(s)t bei ihm zu Tisch – ausgerechnet bei ihm – und neben den Jüngern sind auch viele Zöllner und Sünder (vgl. Mt 9,10) dabei – ausgerechnet mit ihnen lässt Jesus sich ein, isst und trinkt mit ihnen.

Ein besonderes Abendmahl – nicht mit der „feinen Gesellschaft“, sondern mit Zöllnern und Sündern, über die wir oft die Nase rümpfen: Jesus würde sich auch zu Prostituierten setzen, zu Schwulen und Lesben, die oft ausgegrenzt, angefeindet oder gemieden werden. Jesus säße bei den Außenseitern der Gesellschaft, bei Geflüchteten und Migranten, bei Ausländern und Fremden, bei Einsamen, Taugenichtsen und Tunichtguten, bei Notleidenden und Armen – mit ihnen hätte Jesus Tisch- und Mahlgemeinschaft!

Jesus Christus ist bei denen, denen etwas fehlt; dort, wo es „krankt“ an Anerkennung, Wertschätzung und Respekt vor jedem menschlichen Leben. Jesus Christus ist dort, um Würde zu schenken – Menschenwürde. Er ist der Arzt und Heiland. Er heilt die Verwundungen und teilt das Leben mit ihnen: Mit den Menschen, die durstig sind nach Leben und Liebe, nach Achtung und Vertrauen mit ihnen is(s)t er am Tisch, teilt Brot und Wein – communio.

Wo wäre mein Platz?

Säße ich mit am Tisch oder wäre ich außen vor?

Würde ich mich einladen oder selbst ausschließen?

Was würde Jesus Christus tun? Was würde er mir sagen?

Säße ich gerne am Tisch mit Jesus Christus?

Säße ich als „kleiner Sünder“ gerne bei anderen nicht perfekten Menschen?

Was würde Jesus Christus tun? Was würde er uns sagen? Wo säße er?

Was haben die Worte und das Verhalten Jesu Christi für Konsequenzen für mich privat und für uns als communio, als Gemeinschaft und Pfarrgemeinde?

Halten wir wirklich Mahl miteinander, wie Jesus es uns vorgelebt hat?

Der Blumenteppich vor dem Altar sagt es deutlich: Du bist eingeladen!

Nehme ich die Einladung an?

Bin ich in oder out? Es ist meine Entscheidung: Ich bin eingeladen!  

AMEN.