Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,
liebe Freunde und Bekannte,
liebe E-Gemeinde,
der Martinstag liegt hinter uns – viele haben mit Martinsandachten und Laternenzügen an den „Heiligen der Solidarität mit den Armen“ gedacht.
Martin ist nicht auf seinem „hohen Ross“ geblieben, sondern hatte einen Blick für diejenigen, die am Boden sind.
Er hatte offene Augen für die Nöte des frierenden Bettlers –
er hatte ein offenes Herz und lies sich davon anrühren;
er hatte offene Arme und teilte mutig seinen wärmenden Mantel.
Sankt Martin war und ist ein leuchtendes Beispiel gelebter Nächstenliebe,
ein Lichtblick für den Bettler, den viele übersehen bzw. an dem viele bewusst vorbeigegangen sind,
deshalb leuchten Laternen und Lichter Sankt Martin zu Ehren.
Habe ich diese Offenheit wie St. Martin?
Wo sehe ich Not? Wo bin ich nicht abgestumpft und gehe nicht achtlos vorbei?
Wo könnte/müsste ich helfen, handeln und eingreifen? Was hindert mich daran?
Wie könnte ich durch mein Tun die Welt oder die Dunkelheit eines Menschen ein Stück heller machen?
Ein bisschen so wie Martin, möchte ich manchmal sein…
Hier der Lied-LINK zum gleichnamigen Kinderlied zum Zuhören und Nachdenken.
Es gibt Menschen, die sich für andere einsetzen und viel/alles geben…
Dazu der Impuls zum vergangenen Sonntag…
… und auch der Impuls zu Blaulicht-Gottesdienst, einem Gottesdienst für viele helfende Einsatzteams und Organisationen, der 2024 zum Thema FRIEDEN gestellt war.
Dir/Ihnen/Euch eine gute, lichtreiche Woche!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter G. Jung
Stellvertreter des Leitenden Pfarrers
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land
zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
Predigt 32. Sonntag im Jahreskreis; LJ B
1 Kön 17,10-16 + Mk 12,38-44
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!
Wer oder was ist „reich“? Alles, was einen hohen Preis hat und teuer ist bzw. jeder, der sich das leisten und kaufen kann? Arme können das nicht.
Wer oder was ist „reich“? Alles, was einen hohen Wert hat und wertvoll ist, auch wenn es rein materiell gesehen gar nicht viel wert ist?
Es macht also einen Unterschied, ob etwas einen Preis oder einen Wert hat bzw. reich-haltig und lebens-wichtig ist – so viel ist sicher.
In den Schrifttexten stehen sie im Fokus: Frauen, arme Witwen, die in der damaligen Patriarchal-Gesellschaft rechtlich und materiell am Rand der Existenz standen. Mehr vom Leben? Soziale Sicherungssysteme gab es nicht. Die einzige Sicherheit war der Mann, dem die Frau (an-)gehörte und der ihr Ein- und Auskommen bot. War der Mann tot, war auch die Sicherheit gestorben: Der Kampf ums Überleben hatte begonnen. Es stellt sich die existentielle Frage: Reicht das Wenige zum Leben?
Dieser Überlebenskampf war im 9. Jh. v. Chr., zur Zeit des Propheten Elija, akut: Es herrschten Dürre und Hungersnot – Reiche hatte es gut; Frauen waren über ihre Ehemänner und deren Familie mitversorgt. Witwen waren arm dran. Trotz ihrer Not ist die Witwe bereit, dem Fremden zu helfen und seinen Durst zu stillen. Sie geht, um ihm Wasser zu holen. Doch dann eine Zumutung, die über die gebotene Gastfreundschaft hinausgeht: Der Fremde fordert „einen Bissen Brot“ – aber die arme Witwe hat nicht mehr als „eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug“ – es ist das Letzte, was sie noch für sich und ihren Sohn zum Leben hat, zum tod-sicheren Leben. Die Witwe teilt mutig und beherzt dieses Wenige – sie setzt damit ihr Leben aufs Spiel; ein hoher Preis, aber was hat sie schon zu verlieren? Ihr Leben ohne eine (Über-)Lebensperspektive ist doch nicht mehr wert – oder doch? Die Witwe erfährt, dass der ihr fremde Gott und sein Prophet Elija Wort halten: dass sich der Ich-bin-der Ich-bin-da bedrohtem Leben zuwendet, den Wert jedes Lebens zeigt und Lebensnotwendiges gibt – mehr zum Leben – wunderbar. Dank der Güte Gottes reicht es zum Überleben und zum Leben, denn Gottes Menschenfreundlichkeit kennt keine Grenzen. Sie macht das Leben reich – das ist sicher.
Reich ist auch sie nicht, die arme Witwe im Evangelium. Sie gibt das Letzte, das sie besitzt: zwei Centstücke wirft sie in den Opferkasten – Kleingeld. Herzlich wenig vom materiellen Wert her gesehen und verglichen mit dem, was die Reichen geben – doch herzlich viel, von dem, was sie besitzt: Die Witwe gibt großherzig ihren ganzen Lebensunterhalt – die andern hartherzig nur wenig von ihrem Überfluss. Die Schriftgelehrten inszenieren sich zudem als „Hochwürden“, die – um jeden Preis – von allen gesehen und eingeladen werden wollen; in dieser „Scheinheiligkeit“ sind sie Gegenfiguren zur armen Witwe: Herzlosigkeit bestimmt ihre scheinbare Seelsorge – ihre sichere Sorge gilt dem Hab und Gut der Witwen, das sie haben wollen: Sie fressen die Häuser der Witwen auf.
Sie, die beiden Witwen, lieben Gott von ganzem Herzen und ihren Nächsten wie sich selbst (vgl. Evangelium vom vergangenen Sonntag: Mk 12,28b-34) – das ist sicher. Sie sind so anders als die Egoisten unserer Tage; sie sind auch anders als die Witwen „Waltraud und Mariechen“, über die wir herzlich lachen können. Die beiden Witwen der biblischen Texte lehren mich, worauf es wirklich ankommt: auf Authentizität, auf gelebte Einfachheit und echte Solidarität ohne eigene Sicherheit. Die Witwen geben alles – und damit sicher mehr als der heilige Martin seinen halben Mantel; ein hoher Preis, den sie zahlen, aber er ist es wert: Liebe ist alles, das alles Entscheidende! Die beiden armen Witwen fordern mich heraus, meinen Reichtum und mein ganzes Vermögen beherzt für andere einzusetzen – mehr zum Leben: für mich und für andere. Die beiden mutigen Witwen lassen mich nachdenken, wo und wofür es wichtig und wertvoll ist, nicht nur ein kleinwenig oder missmutig von meinen Sicherheiten zu geben, sondern großmütig alles und mich selbst: mein Leben, meine Kraft, meine Zeit, meine Liebe, mein(e) …
Predigt ökum. Blaulicht-Gottesdienst
Ps 34 (Auswahlverse) + Joh 20,19-22
Liebe Kameraden und Kameradinnen die mit Blaulicht im Einsatz sind,
liebe Schwestern und Brüder, liebe Jugendliche und jungen Erwachsenen,
die Sie heute Abend diesen Blaulicht-Gottesdienst mitfeiern!
Ein bisschen Frieden – das wünschen wir uns alle! Der Wunsch, gesungen von der 17-jährigen Nicole, gewann damals vor 42 Jahren den Eurovision Song Contest. Ein bisschen Frieden – ein Wunsch, der auch heute noch aktuell ist. Unsere Zeit hat Frieden bitter nötig:
- Tagtäglich erreichen uns Bilder und Berichte über Kriege über die Medien – aus der Ukraine, aus dem Nahen Osten…
- Tagtäglich sind viele Kriege am Laufen, die es nicht oder nicht mehr in die Nachrichten schaffen, aber trotzdem viele Opfer fordern in Afghanistan, im Sudan und an vielen Orten der Erde…
- Länder und Ethnien, die unter Kriegen und deren Folgen leiden, unter Zerstörung von Häusern, Infrastruktur und Menschen, unter Vergewaltigungen und Gewalt, Flucht und Vertreibung…
- Unfriede durch ungleiche Verteilung von Gütern und ungerechte Entwicklungschancen von Menschen und mangelnde Beteiligung…
- Kleinkriege und Mobbing auch am Arbeitsplatz und in Familien, zwischen Parteien und in Koalitionen, die dadurch brüchig werden und letztendlich an den Auseinandersetzungen zu Bruch gehen…
- Gestern war der 9. November, ein denkwürdiger Tag in der deutschen Geschichte – ein Tag der zum Frieden mahnt unter anderem wegen der sogenannten Reichsprogromnacht 1938, in der SS-Leute gewalttätige Übergriffe auf jüdische Mitbürger durchführten: Etwa 7.500 jüdische Geschäfte wurden zerstört, über 1.200 Synagogen niedergebrannt sowie zahllose Wohnungen verwüstet. 91 Juden wurden erschlagen, niedergestochen oder zu Tode geprügelt. In den Tagen darauf wurden über 30.000 jüdische Männer verhaftet und in die Konzentrationslager Dachau, Buchenwald und Sachsenhausen verschleppt. Ca. 1.300 Personen starben infolge der Novemberpogrome durch Gewalt, unmenschliche Haftbedingungen oder Suizid.
Der Friede kommt auf leisen Sohlen, heißt es in einem Neuen Geistlichen Lied. Klein und unscheinbar fängt der Friede an – z.B. mit einer Kerze … einem Kerzenmeer bei den Montagsdemonstrationen, die schließlich zum friedlichen Fall der Berliner Mauer führten: Am Abend des 9. November 1989 verkündete das DDR-Politbüro überraschend die sofortige Öffnung der Mauer. Daraufhin strömten tausende Ostberliner an die Grenzübergänge ihrer Stadt. Die Grenzsoldaten am Grenzübergang Bornholmer Straße konnten dem Andrang der Menschen nicht mehr standhalten. Der Übergang wurde geöffnet. Der Weg zur deutschen Wiedervereinigung war frei. Seien wir dankbar, dass wir in Deutschland seit fast 80 Jahren in Frieden und Freiheit leben können – setzten wir uns dafür ein, dass das auch so bleibt!
„Der Friede sei mit Euch!“, so steht es auf der diesjährigen Osterkerze zu lesen. „Der Friede sei mit Euch!“ – es ist eines der ersten Worte des auferstandenen Gekreuzigten Jesus an die Jüngerinnen und Jünger. Jesus haucht sie ganz zart, ja zärtlich – er haucht ihnen seinen Geist zu, den Geist des Friedens. „Der Friede sei mit Euch!“ – hineingesprochen in die Stille der Osternachtfeier, als diese Kerze das erste Mal am Osterfeuer entzündet wurde. An dieser einen Kerze haben sich dann viele Kerzen entzündet und die Nacht hell gemacht – Ostern, Auferstehung, neues Leben und neue Lebens- und Hoffnungsperspektiven. „Der Friede sei mit Euch!“ – ein Zuspruch an uns an jede und jeden einzelnen, jedes Mal wenn diese Osterkerze brennt. „Der Friede sei mit Euch!“ – heute ist uns dieses Wort zugesagt!
Friede – im Hebräischen Schalom – meint mehr als „nur“ ein bisschen Frieden, Friede ist auch mehr als die Abwesenheit von Trauer, Terror und Krieg. Schalom meint auch „Wohlergehen“ und „Zufriedenheit“ – Friede im Inneren und Frieden in den gelebten Beziehungen der Menschen. Schalom ist der Wunsch an des Auferstandenen an die Jüngerinnen und Jünger: Sie sollen zufrieden und in Frieden miteinander leben, weil Er, der Gekreuzigte und Begrabene, „in Frieden“ ist – er ruht nicht in Frieden, sondern er lebt; Ihm, dem Auferstandenen, geht es gut – ja Er ist der Friede, nicht nur durch seine Geburt und seine Botschaft vom Frieden, die Jesus zeit seines Lebens verkündet hat. Er, der auferstandene Gekreuzigte steht für Friede und Versöhnung auch über den Tod hinaus. „Der Friede sei mit Euch!“ Jesus gibt diesen Geist des Friedens weiter und wünscht, dass er unter den Jüngerinnen und Jüngern herrsche: Sie sollen wie er, Menschen des Friedens sein, dort wo sie leben und arbeiten, wo sie sich einbringen und wirken, dort wo sie gerufen werden, wo sie helfen können durch ihr Dasein, durch ein gutes Wort und durch Seelsorge, dort auch wo sie scheitern und nichts mehr machen können.
„Der Friede sei mit Euch!“ ein Wort und Zuspruch für Sie, die sie mit Blaulicht unterwegs sind oder auf vielfältige Weise Hilfe und Rettung organisieren für andere Menschen. Einsatz für andere zeichnet Ihren Beruf oder Ihr Ehrenamt aus – selbstloser Einsatz für andere teils unter Einsatz des eigenen Lebens zum Wohl der Mitmenschen und der Schöpfung, für ein gutes Zusammenleben in Frieden, Freiheit und Sicherheit. Der Heilige Martin, an den wir morgen, am 11. November, denken, ist ein Vorbild dieses Einsatzes und der Hilfsbereitschaft: Seinen Soldatenmantel hat er mit dem Schwert geteilt und eine Hälfte einem frierenden Bettler gegeben und so fremde Not gelindert ohne Ansehen der eigenen Person. Sicher hat er Spott und Häme, wenn nicht sogar eine Strafe abbekommen, weil er mit einem halben, zerfetzten Mantel zum Dienst erschienen ist. Von mir gibt es stellvertretend für das Vorbereitungsteam und stellvertretend für alle, die heute kein Grußwort sprechen, ein Danke und Vergelt’s Gott Ihnen allen, die sich haupt- und ehrenamtlich für andere einsetzen! Nicht nur im Gedenken an den Heiligen Martin soll man Lichter entzünden – auch Sie mit Blaulicht machen durch Ihren Einsatz das Leben und die Dunkelheit von Menschen in Not hell.
Damit diese Einsätze gut gelingen, braucht es vielfach Training und Übung, die richtigen Handgriffe auch im Umgang mit Gerätschaften und ein schnelles Eingreifen – denn häufig geht es um Minuten und Sekunden – ein Gespür für Menschen in Not, was ihnen und ihrer Seele gut tut.
Meide das Böse und tu das Gute, suche Frieden und jage ihm nach! Leider Gottes erleben Sie auch immer wieder solche Einsätze, bei denen sie zwar alles Menschenmögliche tun, aber an die Grenze des Machbaren stoßen. Solche Einsätze ziehen runter, man ist nicht zufrieden. So manche(r) Kamerad(in) hat deshalb schon seine Einsatzjacke an den Nagel gehängt. Wichtig ist deshalb auch der Einsatz für uns: dass wir über das Erlebte sprechen, miteinander und ggf. auch mit einem Notfallseelsorger, damit sich die Bilder nicht in uns einbrennen und in uns Schäden verursachen. Hier wird Frieden im Sinn von Schalom konkret in der Kameradschaft und Achtsamkeit füreinander, im Mitfühlen und in der Fürsorge um den innen Frieden, den Seelenfrieden, die Zufriedenheit. Dieser Friede, die innere Zufriedenheit fängt ganz klein und unscheinbar an: im Dasein, mit Zuhören, mit einer Geste des Verstehens mit einem aufbauenden Wort, mit einer unterstützenden Tat – so kann Friede und Zufriedenheit klein und hauchzart anfangen, wachsen und groß werden. „Der Friede sei mit Euch!“
Amen.