Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,
liebe Freunde und Bekannte,
liebe E-Gemeinde,
der „Sonntag des Wortes Gottes“ – Papst Franziskus hat in 2019 für die Weltkirche am 3. Sonntag im Jahreskreis eingeführt – fällt heuer mit dem „ökumenischen Bibelsonntag“ am letzten Sonntag im Januar zusammen.
Die Lesung aus dem Buch Nehemia, Neh 8,2-4a.5-6.8-10, beschreibt, berichtet und erzählt die erste öffentlichen Lesung der Heiligen Schrift – bis heute prägt dieser Text die Schriftlesung in den Gottesdiensten im Judentum und im Christentum.
Der Tisch des Wortes Gottes ist bereitet und reichlich gedeckt.
Wir sind alle dazu eingeladen, nicht nur Sonntag aus der Bibel zu hören, sondern selbst darin zu lesen!
Das Wort, das Augustinus einst hörte gilt auch uns: Tolle lege – nimm und lies!
Das wäre doch ein guter Vorsatz für die neue Woche!
Hier ein Lied-LINK zur Einstimmung auf die persönliche Bibellesung (GL 450)
Worte prägen uns, unser Denken, unser Reden und unser Handeln.
Viel Freude beim Lesen und Nachdenken des „Impulses für die Woche“
Und zum Vertiefen noch ein Lied-LINK (GL 446)
Dir/Ihnen/Euch einen entspannten Sonntagabend und eine gesegnete neue Woche!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Dieter G. Jung
Stellvertreter des Leitenden Pfarrers
Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land
zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau
PREDIGT 3. Sonntag im Jahreskreis – LJ C (2025 OK, SB, Reh)
Neh 8,2-4a.5-6.8-10 + Lk 1,1-4; 4,14-21
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
2705 – 2705 Tage – vor 2705 Tagen, zum 1. September 2017, habe ich hier
bei Euch meine neue Stelle angetreten – und ich war, bin und bleibe gerne
hier. 2017 hatte ich anfangs noch ein paar Tage frei – meine „erste Amts-
handlung“ war der Schulanfangsgottesdienst am 12. September in St. Fran-
ziskus in Schwarzenbach/S. Mit den Erstklässlern habe auch ich ganz neu
angefangen – und auch mir wurde damals eine kleine Schultüte als Will-
kommensgruß und zur Versüßung der neuen Aufgabe geschenkt.
Was ich damals gesagt habe, weiß ich nicht mehr genau. Und doch sind die
ersten Worte einer neuen Mitarbeiterin oder eines neuen Abteilungsleiters
entscheidend. Da lohnt es sich, genau hinzuhören. Die Worte zeigen, wie er
sich und seine Aufgabe versteht und sich die Zukunft vorstellt. Das ist in
der freien Wirtschaft ähnlich wie der Pfarrgemeinde, oder wenn ein neuer
Schulleiter kommt oder einer Präsident der USA geworden ist. In seinen
ersten Worten und seinen ersten Taten zeigt sich, wer und wie einer tickt:
- ob einer ständig nur meckert, weil ihm nichts passt; einer, der an allem und
allen etwas auszusetzen hat und dem niemand etwas recht machen kann
- ob einer auf die Sorgen und Nöte, Wünsche und Vorstellungen der
Mitarbeiter und Mitmenschen eingehen kann und sich für sie einsetzt
- ob einem etwas an Team- und Zusammenarbeit liegt, oder ob einer nur
an sich, seinen Vorteil, seinen Geldbeutel, seine Karriere denkt: Me first!
Jesus zeigt heute im Evangelium „sein“ Programm. Er sagt klar und
deutlich, wer er ist und worum es ihm geht. Es ist seine erste öffentliche
Rede. Jesus hält sie in einer Synagoge, dem Gebets- und Lehrhaus der
Juden, denn Jesus ist ein gläubiger Jude: So kam er auch nach Nazaret,
wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat [– dem Ru-
hetag der Juden –] in die Synagoge (Lk 4,16). Als erwachsener junger
Mann darf er aus der heiligen Schrift der Juden, der Thora, vorlesen und
diese Schriftstelle auslegen. Jesus findet die Stelle, die ihm passt, die zu
ihm passt, weil sie zeigt, wer er ist: „Der Geist des Herrn ruht auf mir;
denn der Herr hat mich gesalbt“ (Lk 4,18). Für Jesus ist dieses Schriftwort
wichtig, da es seine Herkunft anzeigt, die er jetzt, zu Beginn seines Wir-
kens, für alle öffentlich machen will: Er ist nicht der Sohn des Zimmer-
manns, für den ihn viele halten. Er ist zwar in dieser Familie aufgewach-
sen; aber er kommt von anderswo her. Bei der Taufe Jesu wurde das
deutlich, als der Himmel sich öffnete und der Heilige Geist in Gestalt ei-
ner Taube auf Jesus herabkam. Eine Stimme aus dem Himmel bestätigt
diese „Begeisterung“, diese Salbung mit Heiligem Geist: „Du bist mein
geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“ (Lk 3,22).
Und das ist das Programm des Gottessohnes: [Der Geist des Herrn] hat
mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit
ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Au-
genlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnaden-
jahr des Herrn ausrufe (Lk 4,18f.). Darum geht es Jesus: um die Armen,
um die in Bedrängnis geratenen, um die Notleidenden – ganz konkret
um die materiell Armen, die sozial Schwachen und gesellschaftlich Ge-
ächteten, die religiös und sittlich ins Abseits Geratenen, die an den Rand
gedrängten und die an den Pranger gestellten. Ihnen gilt das Evangelium,
die gute und froh machende Botschaft Gottes. Für sie will sich der Sohn
Gottes einsetzen. Dieser Akzent klang im Lukasevangelium schon im
Loblied der Maria auf die Größe Gottes an: Er vollbringt mit seinem
Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;
er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hun-
gernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer aus-
gehen. (Lk 1,51-53). Den Armen die Frohe Botschaft, darum geht’s im
Kern bei einem Jubeljahr, das Jesus einfordert: der Gläubiger soll dem
Schuldner die Schuld erlassen. So kann der „arme Schlucker“, befreit
von der drückenden Schuldenlast, wieder aufatmen und neu anfangen –
eine neue Lebensperspektive. Das ist Grund zum Jubel: „Heute hat sich das
Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“ (Lk 4,21) – durch Jesus.
Nur ein Satz – wohl die kürzeste Predigt in der Kirchengeschichte; nur
ein Satz, der es aber in sich hat: Den Armen die Frohe Botschaft!
Wir sind mittendrin: Um uns tobt der Wahlkampf – uns schwirrt der
Kopf: große Reden und Gegenreden werden geschwungen; Anträge sind
vorbereitet; an Regierungserklärungen wird gefeilt. Ob alles wahr ist
und alles wahr wird, was Politiker, Parteien und Parteiprogramme ver-
sprechen?! ... Das mag jede(r) selbst für sich und für seine Wahl prüfen.
Das „Programm“ Jesu jedenfalls ist anders – es ist eine echte Alternative:
Den Armen die Frohe Botschaft! Das heutige Evangelium gibt beson-
ders ihnen Hoffnung und Zuversicht. Der Glaube an Jesus Christus und
seine Botschaft der Befreiung und der Gerechtigkeit sind entscheidend –
wir haben die Wahl! Uns im reichen Europa lässt diese Botschaft oft
kalt: Was geht das uns an? Es betrifft uns ja nicht! Vielleicht tun sich
deshalb viele Menschen so schwer mit dem Glauben, weil er ihnen auf
dem ersten Blick keine Perspektive gibt: Sie sind nicht (mehr) arm –
ihnen geht es schon gut – und oft zu gut. Die Antrittsrede Jesu ist eine
deutliche Mahnung an mich. Es stellt mich und mein Leben in Frage:
- Wovon bin ich begeistert? Ist darin Gottes guter Geist zu erkennen?
- Was ist mein Programm? Was ist meine Frohe Botschaft für andere?
- Bin ich bereit, an der Armut in der Welt etwas zu ändern? Heute?