IMPULS-PAKET

Liebe Christinnen und Christen im SSB Hofer Land und darüber hinaus,

liebe Freunde und Bekannte,

liebe E-Gemeinde,

 

wie leben – wie zusammenleben und zusammen leben?

Fragen, auf die die Impulse der beiden vergangenen Sonntage

sowie das geistliche Wort in der FRANKENPOST Antwort aus dem Glauben zu geben versuchen.

 

Ich wünsche Dir/Ihnen/Euch Zeit zum Lesen, Nachspüren und zum Leben.

 

Gott dienen, Jesus nachfolgen und das im Leben aus dem Glauben umsetzen, was Du vom Evangelium verstanden hast…

… Du kannst nicht Gott dienen und zugleich dem Mammon.

… Du kannst eine offene Tür für Gott und die Mitmenschen in Not sein.

… Du kannst eine Sprache suchen, finden und lernen, die einladend ist und Herzen öffnet.

 

Anbei ein Lied zur Einführung und Vertiefung (GL 440) zum Mitsingen: Hilf, Herr, meines Lebens…

Hier der Lied-LINK zum Anhören.

 

Einen guten Start in die neue Woche und eine gesegnete Zeit

Wünscht Dir/Ihnen/Euch 

 

Dr. Dieter G. Jung

Stellvertreter des Leitenden Pfarrers

Pfarradministrator im Katholischen Seelsorgebereich Hofer Land

zuständig für Schwarzenbach a. d. Saale – Oberkotzau – Rehau

 

Richard-Wagner-Straße 2

95126 Schwarzenbach a. d. Saale

Achtung! Neue Rufnummer: 09281 / 84056-35

weiterhin gültig: Tel.: 09284 / 327   Fax: 09284 / 4663

E-Mail: dieter-georg.jung@erzbistum-bamberg.de

PREDIGT                         25. Sonntag i. JK; LJ C (2025 Apo; MÜB; SB)

Am 8,4-7 + Lk 16,1-13 (Langfassung)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!

Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte“ (Lk 16,8). Von diesem Menschen, der sich durch Verschlagenheit, Unzuverlässigkeit und Faulheit auszeichnet, soll ich mir eine Scheibe abschneiden? Den stellt Jesus mir als kluges Vorbild vor? Soll ich etwa auch andere betrügen und Eigentum und Geld, das mit nicht gehört, ausgeben – das wäre ja Diebstahl! Soll ich auch so handeln: Hauptsache ich habe meinen Nutzen – bin mir keiner Schuld bewusst – der Schaden, den andere haben, ist mir egal?

Sicher nicht – das hat Jesus sicher nicht gemeint. Aber worin besteht dann die Klugheit des ungerechten Verwalters, die Jesus lobt und alle Fehler und jedes Fehlverhalten unter den Tisch fallen lässt?

Klugheit ist die Selbstorientierung in der Welt“ – so eine Definition: Wenn ich klug bin, dann finde ich mich in der Welt zurecht, dann handle ich so, wie es die Situation erfordert, dann gelingt mein Leben. Wenn also der Verwalter von Jesus als klug bezeichnet wird, muss ihm also etwas gelingen: Der Verwalter erkennt seine missliche Lage. Sie ist aussichtslos. Er wird in Kürze als Verwalter abgesetzt werden. Er könnte die letzte Gelegenheit nutzen, um Geld in die eigene Tasche zu scheffeln – ist ja egal – entlassen werde ich sowieso. Er macht es nicht – das ist klug!

Trotzdem veruntreut der Verwalter Geld – zumindest, wenn ich der Einheitsübersetzung Glauben schenke: dort ist vom „ungerechten Verwalter, der klug gehandelt hat“ (Lk 16,8) die Rede. In dieser Übersetzung wird das Verhalten des Verwalters als Fehlverhalten, als ungerecht bewertet. Im griechischen Originaltext steht jedoch: „Verwalters der Ungerechtigkeit“ (τὸν οἰκονόμον τῆς ἀδικίας). Damit ist nicht der Verwalter ungerecht, sondern das System! In der Theorie, wie sie im Buch Levitikus benannt ist, ist das klar: „Du sollst […] weder dein Geld noch deine Nahrung gegen Zins und Wucher [anderen] geben“ (Lev 25,37). In der Praxis aber wurden auf verliehene Nahrungsmittel je nach Verderblichkeit in der damaligen Zeit 20 bis 50 Prozent Zinsen erhoben! Die Schuldner konnten diese Wucherzinsen in den seltensten Fällen zahlen – sie saßen in der Schuldenfalle. Verarmung und Versklavung bedrohte die Familien. Wenn der Verwalter also diese Wucherzinsen erlässt – mehr macht er nicht – dann schadet er seinem reichen Herrn nicht, denn der erhält ja das verliehene Gut zurück. Der kluge Verwalter hilft aber den Schuldnern, nicht in noch größere Abhängigkeiten, nicht in noch mehr Schulden und noch größere Armut zu geraten – das ist klug!

Durch dieses Verhalten des Verwalters wird der „Teufelskreis der Armut“ gestoppt. Der Verwalter kämpft mit seinen Möglichkeiten gegen die Ungerechtigkeit und schafft sich so Freunde bei den Abhängigen des ungerechten Wirtschaftssystems: bei denen, die zu arm und zu schwach sind, sich selbst aus der Schuldenfalle der Armut zu befreien. Der Verwalter „kauft“ also keine Menschen, um seine eigene Haut zu retten, wenn er den Posten als Verwalter verliert. Nein, er erweist sich vielmehr als Menschenfreund und hofft auf die Menschenfreundlichkeit der anderen – das ist klug!

Die Klugheit des Verwalters hat also primär nichts mit Verschlagenheit und Unterschlagung zu tun, die der Prophet Amos zu Recht anprangerte, sondern mit menschengerechtem Handeln. Gutes und gelingendes Zusammenleben aller Menschen ist möglich: unsere Erde theoretisch kann bis zu 13 Milliarden Menschen dauerhaft ernähren, wenn wir die Nahrungsmittel gerecht verteilen würden – derzeit sind wir über acht Milliarden Menschen und eine Welt ohne Hunger ist praktisch in weiter Ferne. Notwendig im wahrsten Sinn des Wortes wäre ein Stopp von Ausbeutung und Gewinnmaximierung: zurzeit des Propheten Amos machten Betrüger den „Abfall des Getreides […] zu Geld“ (Am 8,6); heutzutage verbrennt man mancherorts Getreide lieber, als damit hungernde Menschen zu ernähren, das ist lukrativer für die eigene Tasche. Das ist eine wirtschaftliche Abhängigkeit und ethische Misere, weil Subventionen und Preispolitik das Geld über den Menschen stellt und mit der Armut eines Großteils der Menschheit Geschäfte gemacht werden. Da sind die uralten Worte des Propheten Amos erschreckend aktuell.

Liebe Schwestern und Brüder, jeder verwaltet sein Leben und waltet über das Leben anderer Menschen. Die Punkrockband Die Ärzte brachten das prophetisch ins Lied: „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist; es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.“ Klugheit ist gefragt: Ich bin angefragt und mein Verhalten ist in Frage gestellt. Wie kann ich klug handeln – für mich und für meine Mitmenschen? Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist; es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.

Predigt 26. So. i. JK; LJ C / Caritas-Sonntag (2022 OK; SB; Reh)

1 Tim 6,11-16 + Lk 16,19-31

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder, liebe Jugendliche!

Da kann ja jeder kommen! So sage ich oft, wenn mich eine Anfrage nervt oder wenn ich ein Anliegen nicht ernst nehmen will. Da kann ja jeder kommen! Oft urteile ich über Menschen aufgrund ihrer äußeren Erscheinung, ohne mir die Mühe zu machen, mit ihnen zu reden, und ohne sie zu fragen, was sie wirklich brauchen. Da kann ja jeder kommen! So sage ich oft, wenn ich Menschen in Not Hilfe oder Unterstützung nicht zugestehen oder gewähren will. Da kann ja jeder kommen!

Da kann ja jeder kommen! Denkt sich vielleicht der reiche Prasser aus dem heutigen Evangelium. Wenn ich dem die Tür öffne, dann habe ich morgen nicht nur einen, sondern viele und bald alle Armen und Bedürftigen der Stadt. Da könnte ja jeder kommen! … Und das will ich nicht! Die Tür bleibt zu! Drinnen sorgloses Feiern – draußen sorgenvolles Leben und die bange Frage, wie Leben, ja das Überleben des heutigen Tages möglich ist. Draußen vor meiner Tür – außerhalb meiner vier Wände – außerhalb meines Denkhorizontes. Ausgegrenzt und ausgesperrt: aus den Augen aus dem Sinn – ich sehe es ja nicht und muss mich nicht damit belasten, geschweige denn darum kümmern. Ausgegrenzt und ausgesperrt: aus meinem Leben und oft auch vom Zusammenleben in der Gesellschaft.

Da kann ja jeder kommen! Oftmals entscheidet sich hinter verschlossen Türen, wer wie am Leben teilhat. Und wenn die Tür zu bleibt, dann fehlt der Blick auf die Realität, auf das wahre Leben vor der Tür – und es kommt auch niemand durch diese Tür, der von dieser Wirklichkeit „draußen“ berichtet. Verschlossene Türen sperren aus und fixieren Machtgefälle – auch im realen Leben tun sich da oft unüberwindliche Abgründe auf, über die viele nicht aus eigenen Kräften hinwegkommen.

Da kann ja jeder kommen! – aber Paulus ist nicht irgendwer. Er, der in manche Abgründe des Lebens und Glaubens geschaut hat, schreibt an Timo-theus: Lebe deinen Glauben und deine Frömmigkeit bewusst (vgl. 1 Tim 6,11f) – gut so! Aber zum Glauben gehört auch die konkrete Umsetzung und die Hinwendung zu den Menschen in Not: Glauben und Handeln gehören zusammen, denn sonst tun sich Abgründe auf! Nur Gebet, nur Gottesdienst, nur Frömmigkeit verschließt meinen Blick auf die Nöte der Mitmenschen – die ich dann ausschließe, die ich nicht sehe oder nicht sehen will. Paulus sagt zu Recht: „Gott gebührt Ehre und ewige Macht“ (1 Tim 6,16) – und mit Irenäus von Lyon können wir sagen „Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch.“ Durch den Menschen soll Gott und Gottes Herrlichkeit hindurchscheinen, auch seine Barmherzigkeit, Menschenfreundlichkeit und Liebe.

Da kann ja jeder kommen! So lautet das Jahresmotto der Caritas und das Motto am heutigen Caritassonntag – und es ist Programm: Da kann ja jeder kommen. Caritas öffnet Türen. Das klingt einladend, offenherzig und gastfreundlich. Die Caritasist als katholischer Wohlfahrtsverband eine wichtige Anlaufstelle für alle Menschen in Not; die Caritas fragt nicht nach Herkunft, Geschlecht oder Religionszugehörigkeit; die Caritas hilft dort, wo Menschen Hilfe brauchen – Menschen, die wie Lazarus einen Namen und ein konkretes Schicksal haben – egal warum sie in Not geraten sind: Da kann ja jeder kommen. Caritas öffnet Türen durch professionelle Hilfe der Fachdienste, Beratungsstellen und Einrichtungen der Caritas.

Da kann ja jeder kommen. In der Welt haben die Reichen, Mächtigen und Großen einen Namen – bei Gott, der Liebe ist (vgl. 1 Joh 4,16), ist das anders: Da ist der reiche Prasser namenlos anonym und könnte jedermann  und jede Frau sein – der Arme, der im liebenden Blick Gottes ist, er ist namentlich genannt. Da kann ja jeder kommen. Das ist die Zusage Gottes an uns Menschen: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid“ (Mt 11,28). Bei Gott und zu kann jede(r) kommen – und das Ziel seines Kommens ist klar: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben, und es in Fülle haben“ (Joh 10,10). Dieses Leben in Fülle ist allen zugesagt. Gott macht da keinen Unterschied zwischen Arm und Reich, wenn ich mich für ihn öffne.

Da kann ja jeder kommen – ich auch. Es wäre zu einfach, mein Hinsehen und meine Hilfe abzuschieben und zu delegieren; mein Blick und mein Handeln ist gefragt: Da sein für die kleinen Sorgen und Nöte im Alltag meiner Mitmenschen – ja, da kann jede(r) kommen! Meine Tür steht offen, v. a. die Tür meines Herzens – das ist gelebte Caritas, gelebte Liebe.   Amen.

Geistliches Wort FRANKENPOST Ausgabe Hof + 26.09.2025

Miteinander statt übereinander

Heute, am 26. September, ist der „European day of languages – Europäische Tag der Sprachen“. Dieser Sprachen-Gedenktag wird seit 2001 auf Initiative des Europarates gefeiert und das aus gutem Grund: Mehrsprachigkeit fördert das Zusammenleben und die Zusammenarbeit von Menschen vor Ort und macht Reisen ins Ausland kommunikativer. Das Erlernen von Fremdsprachen ist dabei für eine gute Verständigung elementar. Wichtig ist aber auch, die Sprache der Menschen zu sprechen, auch unliebsame Sachverhalte anzusprechen und – für mich als Priester – Gott und seine Botschaft verständlich zur Sprache zu bringen. Geflüchtete Menschen haben viel zurückgelassen; aber ihre Muttersprache haben sie mitgenommen – eine gemeinsame Sprachebene zu finden ist oft schwer. Aller Anfang ist schwer – auch beim Erlernen einer neuen Sprache.

Die Bibel erzählt von der sogenannten babylonischen Sprachverwirrung (vgl. Gen bzw. 1 Mose 11,1-9), wie die verschiedenen Sprachen entstanden – sicher kein historischer Tatsachenbericht, sondern eine Erzählung mit einer tiefen Wahrheit über Gott und die Menschen. Am Anfang waren sich noch alle einig, auch wenn nicht mehr alles „paradiesisch“ war und schon auf den ersten Seiten der Bibel von Mord und Totschlag zu lesen ist. Zumindest die Einigkeit in der Sprache ist dort gegeben. Doch dann wollte der Mensch hoch hinaus: Er wollte sein wie Gott. Er baute einen hohen Turm, den ersten Wolkenkratzer, um an der Allmacht Gottes zu kratzen und um über anderen Menschen zu stehen: „was kratzt mich der Mensch neben mir, was geht der mich an, ich bin doch besser als er.“ Dieses Denken sorgte dafür, dass die Menschen sich nicht mehr verstanden, obwohl doch alle ein- und dieselbe Sprache hatten. Babel, der Name der Stadt ist Programm: Verwirrung. Keine Verständigung mehr über die Zusammenarbeit und das Zusammenleben mehr möglich: Wenn die Menschen überhaupt noch miteinander reden, dann reden sie aneinander vorbei oder ziehen hetzend übereinander her. Mich macht diese biblische Erzählung nachdenklich, weil sie oftmals und vielerorts leider bittere Realität ist – auch heute, am „Europäischen Tag der Sprachen“.

Worauf wir uns verständigen könnten, ist das Doppelgebot der Liebe: von der Liebe zu Gott, von der Liebe zum Nächsten und von der Liebe zu sich selbst (vgl. Mk 12,30-31 par.). Gelebte Nächstenliebe zeigt sich z. B. im Einsatz für die Geflüchteten – aber die hat Grenzen. Grenzenlose Barmherzigkeit ja, dafür stehen wir als Christen, aber kein unbegrenztes Ausnutzen des Sozialstaates. Mitmenschliche Barmherzigkeit gilt jedem Menschen in Not, dem ausländischen Flüchtling in gleicher Weise wie dem arbeitslosen deutschen Staatsbürger. Dafür braucht es aber klare Regeln gegen Gewalt, gegen den Missbrauch von Asyl und Sozialkassen, damit allen wirklich Bedürftigen geholfen werden kann. „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ – der zweite Halbsatz wird oft vergessen: Wer andere liebt und ihnen helfen will, der darf sich selbst nicht vergessen und muss auch an sich denken – aber eben nicht nur an sich: Dem Nächsten, dem Menschen in Not, dem Mitmenschen soll es ebenso gut gehen wie mir. Denken wir über den eigenen Elfenbeinturm hinaus, damit aus (vielleicht) anfänglichem Unverständnis ein (hoffentlich) gelingendes Miteinander werden kann; damit die Sprachenvielfalt nicht sprachlos macht oder zu Hetzkampagnen übereinander führt , sondern die eigenen Vorstellungen in den Dialog miteinander einbringt. Ein solcher pfingstlicher Geist der Verständigung wäre im wahrsten Sinn des Wortes not-wendig – oder um es mit dem diesjährigen Motto des „Europäischen Tages der Sprachen“ zu sagen: „Languages open hearts and minds.“